Sterbenskranke erhalten mehr Hilfe

Der Bedarf nimmt weiter zu: Seit zehn Jahren schon gibt es eine stationäre Versorgung im Seniorenheim St. Marien.

Sterbenskranke erhalten mehr Hilfe
Foto: Achim Blazy

Ratingen. Es ist ein Bündnis der besonderen Art — und aus Sicht von Ralf Hermsen, Geschäftsführer der St. Marien-Krankenhaus GmbH, ein Zusammenschluss mit Modellcharakter. Vor genau zehn Jahren tat man sich mit der Hospizbewegung Ratingen, einem eingetragenen Verein, zusammen, um im Erdgeschoss des St. Marien-Seniorenheims einen eigenen Palliativbereich zu eröffnen — zunächst mit drei Plätzen, dann mit sechs.

Nun feiert man also ein kleines Jubiläum, das die intensive Arbeit in den Mittelpunkt rückt: Seit 2008 wurden 391 Patienten betreut und gepflegt. Mehr als 95 Prozent der Menschen litten an einer Krebserkrankung. Durchschnittlich werden die Patienten 30 Tage lang umsorgt. Eine sehr verdienstvolle und schwierige Aufgabe. Beate Krüger gehört zu den Koordinatorinnen der Hospizbewegung. Wer in diesem Bereich ehrenamtlich arbeiten will, der muss Schulungen durchlaufen und ein Praktikum. „Zurzeit haben wir sieben feste Betreuer, die sich um die Patienten kümmern“, berichtet Krüger, „an vier Nachmittagen sind wir da, wir würden unser Angebot aber gern noch ausweiten und suchen noch weitere Betreuer.“

Die Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten, ist nicht jedermanns Sache. „Es gibt auch Helfer, die sagen, ich möchte in einem anderen Bereich arbeiten“, erklärt Krüger. Mitunter stellen sich auch Extrem-Situationen ein. „Am vergangenen Wochenende sind vier Personen gestorben“, unterstreicht sie, „da geht es dann auch darum, sich intensiv um die Angehörigen zu kümmern.“

Ingrid Overbeck, die neue Vorsitzende der Hospizbewegung, ist froh, dass die Zusammenarbeit mit der St. Marien-Krankenhaus GmbH so erfolgreich ist. Und man will das Angebot für Patienten und Angehörige weiter ausbauen. Ob die Zahl der Plätze erhöht wird, ist noch offen, aber auf jeden Fall nicht ausgeschlossen. Hermsen erklärt auf Anfrage, dass dies „durchaus machbar wäre“. Horst Ramm, Heimleiter der St. Marien-Krankenhaus GmbH, stellt fest: „Man kann schon sagen, dass wir im Laufe der Jahre zu einem Team geworden sind.“ Als Beleg dafür wird die Geschichte von der ehrenamtlichen Helferin erzählt, die ihren 80. Geburtstag im Palliativbereich des Heims feierte. Dies habe sie ausdrücklich so gewollt, sagt Krüger.

Im Nordkreis gibt es weitere Betreuungsformen dieser Art im Palliativbereich, so am Evangelischen Krankenhaus Mettmann und im Helios-Klinikum Niederberg. Im Jahr 2009 wurde das Ratinger Modell mit dem Gesundheitspreis des Landes NRW (dritter Platz) als Beispiel „für gelungene sektorenübergreifende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen“ ausgezeichnet. Im Jahr 2015 gab es für die Arbeit den Altenpflegepreis.

Für die Plätze im Palliativbereich ist auch eine Warteliste vorhanden. Herausforderungen für das gesamte Team sind an der Tagesordnung. „Wir sind aber gut darauf vorbereitet“, versichert Judith Kohlstruck, weitere Koordinatorin der Hospizbewegung.

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