Stadtwerke wollen Preise fürs Trinkwasser gerecht gestalten

Mit einem neuen Tarifsystem sollen alle Kunden gleichmäßig an den Kosten beteiligt werden.

Stadtwerke wollen Preise fürs Trinkwasser gerecht gestalten
Foto: RMG Ratingen

Ratingen. Denkt man über unser Trinkwasser und dessen Nutzung nach, gibt es eine moralische und eine kommerzielle Komponente: Mit dem Wasser, das in Lebensmittelqualität an der Broichhofstraße und in Homberg aus Brunnen gewonnen und für die Stadtteile Lintorf, Breitscheid, Hösel und Eggerscheidt vom RWW geliefert wird, kochen wir, putzen Autos, gießen den Rasen und gönnen uns schöne Badestunden. Und bezahlen dafür pro Kubikmeter 2,15 Euro. Bis jetzt. Das wird sich bald ändern.

Die Stadtwerke haben sich zu einem Preissystem entschlossen, das in Nachbarstädten schon lange eingeführt ist und das den Kunden eine größere Preisgerechtigkeit bieten soll. Bislang waren in die Diskussion darüber allein die direkten Kunden einbezogen, die Hauseigentümer, nun erfährt auch Otto Normalwasserverbraucher davon. Die neue Regelung wird mit dem 1. Juni in Kraft treten und, so versprechen die Stadtwerke, für die meisten Kunden keine Verteuerung, für alle aber eine höhere Preisgerechtigkeit bieten. „Mit dem neuen, zusätzlichen Systempreis für die Versorgungsleistungen werden künftig alle Kunden gleichmäßig an den Kosten des Trinkwassersystems beteiligt. Im Gegenzug wird der Preis für einen Kubikmeter Trinkwasser nahezu um die Hälfte gesenkt, nämlich auf 1,09 Euro (inklusive Umsatzsteuer)“, formulieren die Lieferwerke freundlich. Die rechtlich erforderlichen Hürden sind genommen, die tief gehende Information erfolgt bei Bedarf telefonisch — auf jeden Fall aber im Internet, wo sich auch ein Tarifrechner findet.

Der Wassertarif besteht ab Juni aus dem jährlichen Systempreis (für all das, was zur Wasserlieferung erforderlich ist) und dem Mengenpreis des gelieferten Wassers. Bei Wohngebäuden ist der Systempreis von der Größe des Wohngebäudes abhängig. Dafür sind die Wohneinheiten ausschlaggebend. Der Anteil des festen Systempreises beträgt für alle Kundengruppen die Hälfte des neuen Wasserpreises. In der Vergangenheit war gar kein fester, sondern nur ein Mengenpreis zu zahlen. Lediglich bis zu einer Abnahme von 24 Kubikmetern wurde eine Pauschale fällig.

Friedrich Schnadt, Geschäftsführer der Stadtwerke Ratingen, Frank Schlosser, Bereichsleiter Vertrieb und Marketing sowie Siegfried Gendries, Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft, versicherten bei der Vorstellung des neuen Preissystems, dass die bisher verlangten Preise einfach „zu gering waren, um die entstehenden Kosten zu decken — das ging zu Lasten anderer Kunden“. Und: „Die unveränderlichen Fixkosten betragen in der Wasserwirtschaft rund 80 Prozent. Sie entstehen beim Betrieb und der Bereitstellung des Versorgungssystems. Wenn dabei der Anteil der festen Einnahmen zu gering ist, wie in Ratingen, dann müssen die Preise bei Nachfragerückgängen steigen“.

Wer bislang kaum Wasser verbraucht hat — aber stets mit der Vorhaltung eines Liefersystems rechnen konnte — der wird bei gleichem Verhalten mehr bezahlen müssen. Grob gesagt, lohnt sich sparsamer Wasserverbrauch für den Kunden nicht. Nicht nur wegen des neuen Preissystems, sondern auch, weil bei sparsamem Wasserverbrauch die Abwasser-Kanäle mit wertvollem Trinkwasser ausgespült werden müssen.

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