Stadion soll keine Festung werden

Politik wollte wegen Risikospielen das Stadion umbauen. Das ist aber zu teuer und aufwändig, sagt das Sportamt.

Stadion soll keine Festung werden
Foto: Archiv

Ratingen. Die Stadt lehnt den Umbau des Ratinger Stadions auf eigene Kosten ab. Und das, obwohl dort hin und wieder Risikospiele von Ratingen 04/19 ausgetragen werden.

Auf Antrag der CDU hatte die Stadt ermittelt, was ein Umbau des Stadions unter strengen Sicherheitsrichtlinien kosten würde. Fachplaner der Firma Geo 3 GmbH haben ein Konzept erstellt, wonach die Kosten fürs Material allein bei 173 000 Euro liegen. Hinzu kommen jeweils Beträge in Höhe von 15 000 Euro für den mobilen Abbau von Zäunen.

Die Verwaltung hat zu diesen Summen eine klare Meinung: Angesichts der finanziellen Situation der Stadt will man von einer Bereitstellung entsprechender Haushaltsmittel Abstand nehmen, es gebe maximal zwei Risikospiele in einer Saison, teilt das Sportamt mit. Also: Rote Karte für einen politischen Vorstoß.

Für die Organisation und Durchführung solcher Risikospiele gelten Sicherheits-Mindeststandards, die der Westdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband (WFLV) festgelegt hat. Oberstes Gebot ist eine strikte Trennung der Fangruppen. So muss ein separater Gästeblock eingerichtet werden, die Fans müssen über spezielle Eingänge ins Stadion geführt werden.

Auch die Zahl der Ordner ist vorgeschrieben: mindestens 75 Einsatzkräfte müssen am Spielort sein, davon 40 professionelle Ordner, zehn Ordner der Gästemannschaft und 25 Ordner des Heimteams. Auch die Feuerwehr muss starke Präsenz zeigen: Bei der möglichen Verwendung von Pyrotechnik, die trotz Kontrollen ins Stadion gelangen kann, sind eine Staffel mit Sechs-Personen-Besatzung und ein Löschfahrzeug (die sogenannte Brandwache) notwendig, zudem gibt es einen eigens bereitgestellten Sanitätsdienst.

Baulich ist der Aufwand enorm. Der Auf- und Abbau von Zaunelementen, so das Sportamt, muss eingekauft werden. Grund: Städtische Mitarbeiter und Vereinspersonal könnten dies nicht bewerkstelligen, argumentiert die Stadt.

Aber auch ohne Umbau hat Ratingen 04/19 bei Risikospielen insgesamt hohe finanzielle Hürden zu nehmen. Ein Beispiel: Beim Pokalspiel gegen RW Essen mussten die Sicherheitsvorkehrungen wieder deutlich verschärft werden.

Kosten: 10 000 Euro, die beide Vereine getragen haben. Jens Stieghorst, der Vorsitzende von 04/19, betont: „Sollten wir in die Regionalliga aufsteigen, so steigt die Zahl der Risikospiele.“

Denn in dieser Liga seien Vereine mit zum Teil sehr problematischen Fangruppen unterwegs, man denke nur an Aachen, Essen und Uerdingen. Ein Hochsicherheitstrakt kommt für den Fußball-Manager nicht in Frage. Was in Velbert an drastischen Absperrmaßnahmen entstanden sei, könne für ihn kein Maßstab sein.

„Wir wollen den familiären Charakter im Stadion erhalten“, sagt Stieghorst, der die gute Zusammenarbeit mit der Polizei ausdrücklich lobt.

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