Sie fordern Tempo 30 für die Innenstadt

Vorstand Helmut Löffelmann und Sprecher Jürgen ten Freyhaus vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) erläutern ihre Vorstellungen für Ratingen als Fahrradstadt.

Sie fordern Tempo 30 für die Innenstadt
Foto: Achim Blazy

Ratingen hat die Auszeichnung „Fahrradfreundliche Stadt“ bekommen. Was muss getan werden, um diesen Anspruch zu halten oder gar auszubauen?

Helmut Löffelmann: Es darf bei der Umsetzung des Masterplans Radverkehr 2016 bis 2020, der mit viel Engagement erstellt wurde, kein Nachlassen der Bemühungen geben. Die Politik stand und steht weiterhin einstimmig hinter diesem Programm. Allein die Verwaltung kann hier zeigen, wie ernst sie die politischen Vorgaben in die Tat umsetzt. Die Ratinger Bevölkerung möchte eine attraktive Innenstadt, bei der sich alle Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer) auf gleicher Augenhöhe begegnen. Dafür müssen die innerstädtischen Verkehrswege deutlich sicherer werden, damit sie zum verstärkten Fahrradfahren einladen. Dies ist immer auch ein Gewinn für den Einzelhandel und die örtliche Gastronomie.

Der ADFC Ratingen versteht sich auch als verkehrspolitisches Sprachrohr der Radfahrer. Was können Sie bewirken?

Jürgen ten Freyhaus: In Ratingen sind wir noch weit von einer fahrradfreundlichen Infrastruktur entfernt. Scheinbar fehlt aktuell der Wille zur notwendigen Entwicklung eines durchgängigen Radwegenetzes. Statt verkehrsberuhigte Zonen und Fahrradstraßen in der Innenstadt zu forcieren, wird der Bau von Parkhäusern diskutiert. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auch den beruflichen Fahrradpendlern und damit der Reduzierung des Pkw-Verkehrs. Daher ist es besonders wichtig, dass der ADFC in enger Abstimmung mit dem Fahrradbeauftragten den Radverkehr stärkt.

Sie haben eine Arbeitsgruppe Wegenetz gegründet. Worum geht es da genau?

Löffelmann: Die AG Wegenetz mit den Schwerpunkten Erreichbarkeit der Innenstadt, Behinderungen und Gefährdungen (Mängelliste), ÖPNV und Fahrrad, Fahrradabstellplätze, Radhauptwege und Anbindung an Radschnellwege bringt in Zusammenarbeit mit dem Planungsamt der Stadt Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrs-Infrastruktur ein. Die Mängelliste umfasst aktuell 41 Einzelpunkte mit Priorisierung, deren Erledigung beharrlich verfolgt wird. Leider dauert die Umsetzung von Verbesserungen und Reparaturmaßnahmen viel zu lange.

Sie setzen sich für Tempo 30 in der Innenstadt ein. Warum?

Ten Freyhaus: Die Innenstadt mit ihren netten, kleinen Gassen bietet sich ideal für den Radverkehr an. Tempo 30 sorgt für die notwendige Sicherheit, senkt den Lärm und reduziert die Umweltbelastung. Der ADFC befürwortet die Umleitung des Pkw-Verkehrs auf die weiter außen liegenden Ringstraßen. Die ersten richtigen Ansätze dazu finden wir in den INTEK-Maßnahmen vom Bürgerforum 2017, nur so kann die Attraktivität der Innenstadt gefördert werden.

Sie decken in Ihrem Jahresprogramm eine große Bandbreite ab. Welche Touren sind besonders beliebt?

Löffelmann: Unsere Mehrtagestouren sind immer wieder ausgesprochene Highlights der Radsaison. Großen Zuspruch finden stets auch unsere Radtouren auf abwechslungsreichen Strecken über Bahntrassen oder zu besonderen Zielen, wie Schlösser oder Naturlandschaften. Gute Erfahrung haben wir neuerdings mit leicht sportlichen Ausfahrten erlebt, die durchaus jüngeres Publikum ansprechen.

Wer Mitglied im ADFC ist, kann auch einen Pannendienst in Anspruch nehmen. Wie funktioniert das genau?

Ten Freyhaus: Die ADFC-Pannenhilfe ist ein exklusiver Service für ADFC-Mitglieder und seit dem 1. Januar 2016 im Mitgliedsbeitrag enthalten. Bei einer Panne oder einem Unfall organisiert die Hotline die dazu passende Maßnahme in Form der mobilen Pannenhilfe. Sie informiert über die nächstgelegene Fahrrad-Werkstatt oder den nächsten Bett+Bike-Gastbetrieb beziehungsweise eine andere Unterkunft. Die mobile Pannenhilfe versucht, das Fahrrad direkt vor Ort wieder zu reparieren. Ist aber das Fahrrad vor Ort nicht reparierbar, wird es mit dem Gepäck zur nächsten Fahrrad-Werkstatt oder nach Hause gebracht.

Muss man Mitglied im ADFC sein, um an Touren teilzunehmen?

Löffelmann: Die Teilnahme an den Touren ist nicht von einer Mitgliedschaft im ADFC abhängig. Für Kinder und für ADFC-Mitglieder ist die Teilnahme an den Abend-/Halbtages- und Tagestouren kostenfrei (soweit bei den Tourenbeschreibungen keine anderen Informationen angegeben werden). Gastmitfahrer zahlen einen kleinen Beitrag zur Förderung der Arbeit des ADFC Ratingen.

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