Radfahrer sauer auf die Stadt

Ratingen will fahrradfreundliche Stadt werden. Doch viele Radwege sind zugeschneit: Für sie gibt es keinen Räumplan.

Ratingen. Radler haben es in diesen Tagen nicht leicht: Minusgrade, eisiger Wind, Schnee und Glätte machen das Fortkommen auf zwei schmalen Reifen nicht gerade zum Vergnügen. Wenn dann auch noch die Radwege zentimeterhoch mit Schnee bedeckt sind, lassen viele ihr Rad stehen oder riskieren schmerzhafte Stürze.

So wie Rainer Möllering, der sich erbost bei der Stadt beschwert hat, dass die Radwege nicht geräumt werden. „Sollte die Stadtverwaltung nicht umgehend dafür sorgen, werde ich bei der Aufsichtsbehörde Beschwerde und bei meinem nächsten Sturz Klage einreichen“, schrieb er der Stadt.

Helmut Löffelmann, Tourenwart des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), monierte schriftlich, dass der Radweg an der Volkardeyer Straße zwischen Westtangente und Broichhofstraße weder im Herbst von Laub noch jetzt von Eis und Schnee befreit worden sei.

Auch die Radwege an Düsseldorfer Straße oder Europaring werden von Radlern als schier unbefahrbar bezeichnet, was besonders schlimm sei, weil diese Wege auch von vielen Schülern der innerstädtischen Schulen genutzt werden.

Manfred Fiene, Leiter der Kommunalen Dienste, kennt das Problem. Radwege seien in der Straßenreinigungssatzung nicht geregelt — „die kommen gar nicht vor.“ Bei Schneefall werden die städtischen Straßen nach einer festgelegten Priorität geräumt: erst Hauptstraßen, dann Nebenstraßen, Bushaltestellen, Überwege. Wenn es dann wie jetzt wieder freie Kapazitäten gebe, könnten die Mitarbeiter des Winterdienstes sich auch den Radwegen widmen. Der am Europaring sei gerade geräumt worden, so Fiene.

„Wir werden das Thema am Donnerstag im Arbeitskreis Verkehr zur Sprache bringen“, kündigte Fiene an. Denkbar sei, einen klassifizierten Prioritätenkatalog zu entwickeln. „Es müssen auch die Rechtsverpflichtung und die Kosten geprüft werden.“

Der städtische Fahrradbeauftragte Carsten Knoch weist auf die Rechtslage hin: Kommunen müssen innerorts die wichtigen und gefährlichen Stellen räumen. „Da Ratingen fahrradfreundliche Stadt werden will, werden wir das Thema offensiv angehen.“

Er kennt aber das Dilemma: Wo ein Radweg ausgeschildert ist, muss er benutzt werden. Ist er aber nicht geräumt, erlischt diese Verpflichtung und der Radler muss auf die Fahrbahn.

Dort wartet aber weiteres Ungemach: Berge von Schnee und Matsch, die von den Räumfahrzeugen an den Straßenrand geschoben wurden. Ein weiteres Problem seien die Radwege an Kreis- und Landstraßen — „wenn die dortigen Bauhöfe keine geeigneten Maschinen haben, läuft eben nichts“, sagte Knoch.

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