Prinzenpaar ist jetzt schon berühmt

Die Proklamation von Samuel I. und Jacinta I. wurde von vielen Fernsehteams begleitet. Das Paar meisterte den Auftritt mit Charme.

Ratingen. Normalerweise hat Herbert Stefes, Prinzenführer des Karnevalsausschusses (KA), einen ruhigen Job — normalerweise. Doch bei dieser Prinzenkürung in der ausverkauften Stadthalle war so ziemlich gar nichts normal. Zum einen war es die erste unter dem neuen KA-Vorstand, zum anderen wurde mit den in Kamerun geborenen Tollitäten Samuel I. und Jacinta I. das erste farbige Prinzenpaar des Landes gekürt. Und das zog solch ein Medieninteresse nach sich, dass der Einzug des Paares in die Stadthalle zu einem wahren Spießrutenlauf zwischen den Fotografen und Kameraleuten wurde, und Stefes immer wieder zur Eile mahnen musste.

Prinz Samuel I. kurz vor seinem ersten Auftritt

Es war beeindruckend, wie authentisch und liebenswürdig dieses Prinzenpaar schon auf den ersten Metern rüber kam. Einer der ersten, der das zu spüren bekam, war Jens Stieghorst, Vorsitzender von Ratingen 04/19 und Vermieter des Prinzenpaares: „Ich bin so nervös“, gestand ihm der Prinz bei einer kurzen Umarmung während des Einzugs. Und Stieghorst machte das einzig Richtige: „Junge, genieß’ es einfach“, gab er dem neuen Narrenoberhaupt mit auf den Weg. Und das tat er dann auch sichtlich — genauso wie seine Frau, die in ihrem Kleid einfach hinreißend aussah. Gabi Heuwind, Ex-Prinzessin und nun im KA-Vorstand aktiv, hatte noch im Foyer kurz Hand angelegt an das gute Stück, garniert mit ein paar guten Ratschlägen an die neue Prinzessin. Ob die das in all der Aufregung wohl wahrgenommen hat?

Mindestens genauso aufgeregt, dürfte die Familie der Awasums gewesen sein, die vorne an der Bühne saß und extra aus Kamerun angereist war: „25 Leute sind da, das ist fast das gesamte Heimatdorf der beiden“, freute sich Michael Schleicher, KA-Vize, über den internationalen Besuch, der sogar noch von zwei Mitarbeitern der kamerunischen Botschaft aus Berlin ergänzt wurde.

Die Verbindung des Prinzenpaares in die alte Heimat ist immer noch eng, und so freute sich Samuel besonders, dass die Pritsche, die ihm als eine der Insignien ausgehändigt wurde, sogar mit den kamerunischen Nationalfarben versehen ist. Überreicht wurde ihm diese übrigens traditionell von Bürgermeister Klaus Pesch, der sich an einer selbst gereimten Laudatio auf die neuen Tollitäten versuchte und damit für ungläubiges, teilweise erschrecktes Kopfschütteln im Saal sorgte.

Warum plötzlich in seiner Rede von „Kokosnüssen“ die Rede war, dürfte sein Geheimnis bleiben, es wirkte auf jeden Fall leicht deplatziert, wurde vom Prinzenpaar aber mit viel Charme weggelächelt. Leicht indisponiert wirkte der Verwaltungschef auch kurze Zeit später, als er sich mit Prinzenadjutant Bernd Conrad nicht einig werden konnte, wie rum den jetzt die Prinzenkappe auf den Kopf des Prinzen gehörte.

Aber sei es drum, es sollte der einzige Ausrutscher in einer Prinzenkürung sein, mit der sich nicht nur das sympathische und vor allem authentische Prinzenpaar in die Herzen des Ratinger Narrenvolkes katapultierte. Der Karnevalsausschuss um seinen neuen Vorsitzenden Peter Hense hat außerdem bewiesen, dass er auf einem guten Weg ist, den Karneval wieder zu einem festen Bestandteil des Lebens in der Stadt zu machen. Eins ist auf jeden Fall sicher, der schon fast tot gesagte Ratinger Karneval ist mit Pauken und Trompeten wieder da.

Fast verpasst hätte den großen Moment der Kürung übrigens die kleine vierjährige Tochter des Prinzenpaares, die just kurz vor dem Höhepunkt des Abends unbedingt auf die Toilette musste — aber dann zusammen mit der Oma doch rechtzeitig wieder zurück war.

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