Ohne Hemmungen übereinander hergezogen

Närrische Ratssitzung: Spott und Gags in munteren Versen. Politiker in der Bütt.

Ratingen. Zwischen Rathaussturm und Rosenmontagszug gibt es in Ratingen eine weitere Tradition in der „fünften Jahreszeit“: die „Närrische Ratssitzung“. Unter dem sinnstiftenden Motto „Politik in Ratingen wunderschön — zumindest in uns jecke Drööm!“ durften die Vertreter der verschiedenen Ratsfraktionen wieder einmal ganz ohne Hemmungen übereinander herziehen.

Für die CDU stieg in diesem Jahr Michael Merder in die Bütt und legte dabei einen stilechten Auftritt hin. Er hatte das Motto ernst genommen und berichtete als „Schlafmütze“ von seinen Träumen und Alpträumen. Dabei legte er im Prinzip die Marschroute für (fast) alle folgenden Redner fest, denn die wichtigen Themen klapperte er als erster ab: Die maroden Straßen, der Betrugsskandal im Hochbauamt und natürlich die „Affäre zu Guttenberg“ wurden in sauber gedrechselte Reime verpackt. Davon abgesehen blieb sein Auftritt etwas blass.

Ganz anders Rosa-Maria Kaleja. Wie gewohnt als Pippi Langstrumpf verkleidet, gab die SPD-Ratsfrau ihren Kollegen gehörig Zunder. Vor allem Bürgermeister Harald Birkenkamp hatte unter ihrem Spott zu leiden. Um die schier endlose Debatte um die überfällige Toilettenlösung in der Innenstadt voranzutreiben, überreichte sie dem Verwaltungschef eine neue Kloschüssel mit der Bitte, diese möglichst bald den Bürgern zugänglich zu machen.

Mit einer originellen Feststellung eröffnete Roland Hamacher (Bürger-Union) seine Büttenrede: Das geplante neue Rathaus könne nicht in der Innenstadt gebaut werden. Immerhin habe die Senioren-Union beantragt, Kindergärten aus den Wohngebieten zu verbannen. Leider blieb sein Vortrag nicht auf dem Niveau, offenbar hat die BU nicht viel zu meckern. Ein klares Eigentor schoss er jedoch, als er ausgerechnet bei seinen Gedanken zur Plagiatsaffäre um Ex-Minister zu Guttenberg einen Gag von TV-Moderator Stefan Raab anbrachte. Ohne Fußnote, versteht sich.

FDP-Mann und Ehrenhoppeditz Günter Vogel lieferte wie immer die ausgefeilteste Rede in gediegener Versform. Scharfzüngig schoss er nach allen Seiten und teilte gegen alle Fraktionen aus. Lob bekam hingegen SPD-Fraktionschef Christian Wiglow: „Er müsste nur noch jemand finden, der ihm beibringt, die Krawatte zu binden!“

Die heimlichen Stars des Tages waren aber die musikalische Überraschungsgäste: Die „Marching Band“ aus der französischen Partnerstadt Le Quesnoy, die mit Pauken und Trompeten und aktuellen Pophits von Lady Gaga, den Black Eyed Peas und Green Day für Feierlaune sorgten.

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