Neues Ratinger Prinzenpaar kommt gebürtig aus Kamerun

Ratingen. Dass Prinzenpaare im Karneval zu schmissigen Klängen in Säle einmarschieren, ist Tradition. Doch dass ein — in diesem Fall designiertes — Prinzenpaar in Begleitung von zwei afrikanischen Trommlern seinen ersten großen Auftritt hat, das ist ungewöhnlich.

Neues Ratinger Prinzenpaar kommt gebürtig aus Kamerun
Foto: Janicki

Von großem Interesse weit über die Stadt hinaus präsentierte der Karnevalsausschuss (KA) im „Haus zum Haus“ sein neues Prinzenpaar, das am Samstag, 12. November, gekrönt wird: Samuel (I.) und Jacinta (I.) Awasum. Beide sind in Kamerun geboren, haben seit 2008 beziehungsweise 2013 die deutsche Staatsbürgerschaft und kamen zu ihrer Vorstellung in traditionellen Gewändern. Hier wurde eins schnell klar: Mit diesem authentischen und sympathischen Prinzenpaar ist dem neuen KA-Vorstand um Peter Hense und Michael Schleicher ein echter Coup gelungen. „Für mich ist es eine große Ehre, dass ich gefragt worden bin“, so der neue Prinz, der seit 2014 Vorsitzender des Ratinger Integrationsrates ist: „Als Michael Schleicher mich zu sich nach Hause eingeladen hat, habe ich erst gedacht, was habe ich jetzt falsch gemacht. Als dann die Frage kam, ob ich mir vorstellen könnte, Prinz zu werden, war ich sprachlos“, erzählt der 34-Jährige.

Immer wieder sucht er die Hand seiner Frau, die vor 13 Jahren nach Deutschland kam, um zu studieren. Mittlerweile hat sie zwei Masterabschlüsse und arbeitet bei der Metro, ist aber zurzeit noch in Elternzeit. „Letztes Jahr waren wir ganz nah am Karneval dran und haben Prinz und Prinzessin bewundert. Aber dass wir das selbst einmal werden könnten, das ist unvorstellbar gewesen“, so der studierte Wirtschaftsinformatiker, der erst noch ein Problem lösen musste. Er hat nämlich zum 1. August einen neuen Job bei der DKV in Ost angefangen. „Wir sind sehr dankbar, dass die Firma gesagt hat, sie unterstützt diese Idee“, so KA-Chef Hense.

Er hielt übrigens bei seinem ersten Auftritt als neuer Vorsitzender eine bemerkenswerte Rede: „Wir haben uns eigentlich auf die Fahnen geschrieben, dass wir eine unpolitische Organisation sind. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht klar Stellung beziehen dürfen zu gesellschaftspolitischen Themen. Und mit diesem Prinzenpaar wollen wir ein klares Zeichen setzen. Ein Zeichen für Toleranz und Respekt, aber auch dafür, dass Integration nur beidseitig funktionieren kann.“ Wichtig sei, dass auch das Brauchtum offen sein müsse für die Entwicklungen der Gegenwart, sonst werde man den Anschluss an jüngere Generationen verpassen.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass der Ratinger Karneval internationale Tollitäten kürt: Hotelier Jalil Charaf-Eddine war mit Ehefrau Gabi 1997 oberster Jeck gewesen.

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