Neuer Führer durch die Stadtgeschichte

Auf 120 Seiten werden die Exponate der Dauerausstellung im Stadtmuseum erklärt.

Neuer Führer durch die Stadtgeschichte
Foto: Blazy

Ratingen. Gebürtige und oft auch gut angelernte Ratinger wissen wahrscheinlich, was eine „Dröppelminna“ ist. Für die anderen Interessierten sei gesagt, dass es sich dabei um ein Gefäß für die Zubereitung von Kaffee handelt, das in der Regel aus Zinn hergestellt war, drei Beinchen und einen kleinen Kragen hatte. Da zu seiner großen Zeit, nämlich ab 1700, noch keine Kaffeefilter im Handel waren, gab man das Kaffeepulver einfach lose in den Behälter und goss mit heißem Wasser auf. Ganz klar, dass beim Abzapfen nicht selten gequollener Kaffee im Ausguss steckte und die Kanne allenfalls tröpfelte.

Mit dem kleinen Buch, in dem auch so etwas geschrieben steht, ist dem Museum ein wahrlich großer Wurf gelungen — kann sich ein Besucher nämlich vor einem Besuch der stadtgeschichtlichen Abteilung richtig einlesen, einsehen oder nach der Ansicht der ausgestellten Zeitzeugen das Gesehene nachbearbeiten.

Die stadtgeschichtliche Ausstellung leidet ein bisschen darunter, dass aus grauer Vorzeit natürlich nicht gerade ein üppiges Füllhorn haufenweise Exponate ausgeschüttet hat — man muss haushalten. Von den Schützen gibt es allerhand. Auch kirchlich gesehen ist das Anschauliche wirklich ordentlich. So gibt es viele Figuren aus dem ehemaligen Minoritenkloster, vor allem Schmuck. Hoch interessant in diesem Zusammenhang sind die beiden Lindenholz-Figuren der Hl. Katharina und der Maria Immaculata aus dem 17. Jahrhundert. Sie sind mit einem dicken, weißen Anstrich zugekleistert, vermitteln aber doch Anmut und Würde.

Die Katharinen-Figur ist an einzelnen Stellen vom Weiß befreit und zeigt die Farbe darunter, wie sie möglicherweise einmal geleuchtet hat. Vielleicht aber war die Malerei auch nicht überall intakt — ein Grund dafür, nur kleine Stücke freizulegen.

Geschichte kann immer auch bunt sein, die Akteure der Vergangenheit menschlich werden lassen — dann vergisst man sie auch nicht. Zum Beispiel Philipp Graf Ferdinand Lassalle, den Mitbegründer der deutschen Arbeitervereinigung. Hatte er nun ein Pantscherl mit Josephine von Hatzfeld auf Schloss Kalkum, die nach 38 Prozessen schließlich doch von ihrem Mann geschieden wurde? Ein bisschen Tratsch steckt also auch in manchen Erklärungen. Wobei mit Hilfe von wirklich gutem Tratsch manche Geschichtszahlen wirklich besser im Gedächtnis bleiben.

Die Gegenstände sind nicht nur katalogisiert, sie sind so genau beschrieben, dass man dankbar die Begriffe wie Klöntür, Haspel und Rocken, Dreschflegel, Scheffel und Elle leibhaftig ansehen und verstehen kann. Und man kann auch erfahren, dass das Düsseldorfer Rasseschwein in Ratingen verbreitet war, eine eher stromlinienförmige Gestalt hatte und rosa mit schwarzen Flecken trug.

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