Musikschule: Ein Stück Broadway zum 50.

Die Musikschule gönnt sich mit „Annie“ ein aufwendiges Musical. Die Vorbereitungen und Proben laufen seit einem Jahr.

Ratingen. Festakt und Konzert sind schön und gut, aber zum 50. Geburtstag darf’s auch ein bisschen mehr sein: Die städtische Musikschule gönnt sich — und den Ratingern — zu ihrem runden Jubiläum ein „Leuchtturmprojekt der besonderen Art“, wie es Schulleiter Paul Sevenich formuliert. Am Samstag und Sonntag wird das Broadway-Musical „Annie“ als Höhepunkt des Festjahres im Stadttheater aufgeführt.

Ein Jahr Vorlauf, rund 40 000 Euro Gesamtkosten, rund 180 Mitwirkende in Chor und Orchester, 15 Solisten, eine ganze Schulklasse als Bühnenbildner, eine eigene Regisseurin, professionelle Ton- und Lichttechnik sowie zig Kostüme umreißen den gewaltigen Aufwand, der für die Aufführung des Erfolgsmusicals betrieben werden muss.

„Bei der Stückauswahl wollten wir möglichst viel Musikschule ins Musical bekommen“, begründet Sevenich die Entscheidung für „Annie“. Hier ist ein ganzes Orchester, nicht nur eine kleine Combo gefragt. Auch der Chor und die — doppelt besetzten — Solisten erfordern deutlich erhöhten Personaleinsatz. So können möglichst viele mitmachen. Und die Nachfrage war riesig.

Als im Frühjahr das Casting für die Rollen anstand, haben sich knapp 80 Bewerber der Jury gestellt. Darunter war auch Jan Hütterott, Lehrer am Kopernikus-Gymnasium. Der studierte Musical-Darsteller wurde vom Fleck weg für die Hauptrolle engagiert. Sevenich: „Das Casting war bei ihm ja nicht nötig, dafür konnte ich ihn als Jurymitglied gewinnen.“

Für die doppelt besetzte Titelfigur Annie setzten sich Aleksandra Alijeva (13) und Leonie Drubel (11) durch. Beide sind musikalisch „vorbelastet“: Aleksandra nimmt Gesangsunterricht, Leonie singt seit sechs Jahren im Kinder- und Jugendchor. Wer beim Casting letztlich keine Solorolle bekam, durfte im Ergänzungs-chor mitwirken — das senkte das Frustpotenzial.

Für das Jugendsinfonieorchester ist das Musical eine Herausforderung: Erstmals spielt es aus dem Graben im Stadttheater. Über Beziehungen gelang es, Felizitas Hofmann aus Gelsenkirchen als Regisseurin zu gewinnen. Sevenich: „Die Musikschule kann nur Musik. Für Tanz, Dramaturgie und Bühnenbild brauchten wir einen Profi.“

Eine freie Künstlerin half auch beim Entwurf des Bühnenbildes. Umgesetzt wurde es von der Klasse 8 c der Käthe-Kollwitz-Realschule. Die Kinder sind seit Wochen dabei, die Würfel zu bemalen, die der Bauhof angefertigt hat. Das Geniale daran: Mit wenigen Handgriffen sind die Würfel gedreht, zeigen ein neues Bild.

„Der Einsatz ist enorm. Die Kinder haben einen Großteil der Oster-, Sommer- und Herbstferien geopfert“, sagt Sevenich. Dankbar ist er auch dem Sozialdienst katholischer Frauen, der seine Kleider- und Möbelkammer für Kostüme und Requisiten geöffnet hat. Zurzeit gleicht das Lehrerzimmer der Musikschule einem Kostümverleih: Dort hängen alte „Fetzen“ neben dem Butler-Smoking.

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