Metalldieb steht in Wuppertal vor Gericht

Mit seiner Bande soll der Ratinger zahlreiche Einbrüche im Kreis Mettmann verübt haben.

Metalldieb steht in Wuppertal vor Gericht
Foto: Stefan Fries

Ratingen. „Heute Abend gehen wir arbeiten“ — damit kündigte der Chef seinen Leuten üblicherweise eine Nachtschicht an. Gemeint waren damit Einbrüche im nördlichen Kreis Mettmann, hauptsächlich in metallverarbeitenden Betrieben. Von den Mittätern — die in wechselnder Besetzung teilweise aus Osteuropa zu diesem Zweck eingereist waren — in vorherigen Verfahren belastet, stand nun ein 44-Jähriger aus Ratingen als Angeklagter vor dem Landgericht Wuppertal. Der Mann sitzt dort seit Monaten in Untersuchungshaft, seine Kompagnons wurden bereits verurteilt.

Vorgeworfen wird ihm Bandendiebstahl in 18 Fällen im Jahre 2015, dabei ging es fast ausschließlich um Edel- und Buntmetalle. Aber auch Werkzeugmaschinen wurden nicht verschmäht. Bei ihren Raubzügen hinterließen die Metalldiebe oft eine Spur der Verwüstung. Neben aufgebrochenen Toren wurden Sperreinrichtungen, Überwachungsanlagen, Tresore, Computer und auf der Suche nach Autoschlüsseln auch Büros zerstört. Allein dieser Vandalismus führte bei jedem Fall zu mindestens fünfstelligen Schäden.

Firmeneigene Fahrzeuge wurden kurzgeschlossen und zum Abtransport der tonnenschweren Beute benutzt. Das war nicht immer erfolgreich, so blieb ein defekter Lkw mit der Beute auf der A 46 liegen. Auch der Audi R8 als zufälliger Beifang überforderte die Gruppe. Der Versuch, mit dem Sportwagen wie Schumi schwarze Kringel auf den Asphalt zu malen, endete mangels Erfahrung in einer Mauer — nichts wurde aus dem erhofften schnellen Geschäft.

Die Metalle, Schätzwert wohl mehr als 150 000 Euro, wurden nach der Verladung in die Niederlande gebracht und bei einem Schrotthändler in Venlo zu Kleingeld gemacht.

Da sich die Bandenmitglieder zuvor schon alle gegenseitig belastet hatten, empfahl der Richter dem weinenden Angeklagten ein Geständnis. Der plauderte daraufhin munter über Bandenstrukturen, die eine eigens eingerichtete Ratinger Sonderkommission „Bunt“ bereits durch Telefonüberwachung und DNA-Analysen herausgearbeitet hatte.

Laut Aussage des Angeklagten sei seine Aufgabe bei einem Teil der Einbrüche nur das „Schmierestehen“ vor den eigentlichen Tatorten gewesen. Dazu kam das Kurzschließen und Fahren der Lastwagen, wenn keine Originalschlüssel gestohlen werden konnten. Nach dem dritten Einbruch habe er keinen Anteil an der Beute mehr bekommen und sei dazu auch noch verprügelt worden, weil er angeblich die Bande mit einem Fluch belegt hätte.

Er sei zudem — nach dem ersten Streit — als unsicherer Kantonist ständig kontrolliert worden. Erst danach wäre ihm eine Flucht vor der Gruppe von einem Waldparkplatz aus gelungen. Versteckt hätte er sich dann als Automechaniker in England und erst auf einem Ferienflug nach Italien sei er dann verhaftet worden.

Dass er mit internationalem Haftbefehl gesucht werde, habe er nicht gewusst. Lesen und schreiben habe er ebenso wenig gekonnt wie die anderen Bandenmitglieder. Der Prozess gegen den Ratinger wird fortgesetzt.

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