Kita-Plätze für die Jüngsten fehlen

Nach dem Ende der Anmeldefristen für Kitas ist klar: Es fehlen Betreuungsplätze.

Kita-Plätze für die Jüngsten fehlen
Foto: Achim Blazy

Ratingen. Ab jetzt wird zusammengezählt: Bis Ende November sollten angehende Kita-Eltern ihren Nachwuchs angemeldet haben, falls der im kommenden Jahr einen Betreuungsplatz benötigt. Erstmals könnte die Zahl der angemeldeten Kinder die 4000 übersteigen. Ob der Ausgleich zwischen Nachfrage und Angebot gelingt, steht vor allem im Bereich der Jüngsten — im Fachjargon „U 3“ genannt — noch Spitz auf Knopf. Falls Eltern trotz gesetzlichen Anspruchs keinen Kita-Platz bekommen, muss die Stadt ihnen unter Umständen die Betreuungskosten und den Verdienstausfall ersetzen.

So lautet das Urteil des Bundesgerichtshofs, vor dem drei Frauen aus Leipzig erfolgreich gegen die Urteile der Vorinstanzen geklagt hatten (AZ III ZR 278/15). Nach Meinung der obersten Richter ist eine Stadt bei Kita-Plätzen nur dann aus dem Schneider, wenn sie nachweisen kann, dass sie unverschuldet weniger Plätze anbietet als benötigt — also bei einem Mangel an Fachpersonal oder der Insolvenz des Bauunternehmers, der den Kindergarten eigentlich aufs Fundament setzen soll. Zu langsame Genehmigungsprozesse innerhalb einer Bauverwaltung gelten ausdrücklich nicht als Entschuldigung.

Bisher gab es für Ratinger Kinder unter drei Jahren 800 Betreuungsplätze; das entsprach einer Versorgungsquote von 55,4 Prozent, Tendenz: rückläufig. Ü 3 — also im klassischen Kindergarten — waren es exakt 2346 Plätze, hier liegt die Versorgungsquote bei ungleich günstigeren 82 bis 84 Prozent. Aber auch hier gilt: In Ratingen gibt es mit Breitscheid und Tiefenbroich, aber auch in West und Hösel-Eggerscheidt Stadtteile mit einer chronisch niedrigeren Versorgung als in benachbarten Wohnquartieren. Dort wurden die 40 Prozent Versorgung mit U 3-Plätzen bisher gerade mal soeben erreicht. Das Jugendamt warnt: Die Quote könnte in den kommenden Jahren weiter absinken. Denn hinzu kommen drei eigentlich positive Einflüsse, die es den Fachbeamten aber derzeit noch schwerer machen: Ratingen erlebt einen Zuzug vor allem von jungen Familien mit kleinen Kindern; es gibt einen leichten Anstieg bei den Neugeborenen. Und über die geflüchteten Familien entsteht ein weiterer Bedarf.

„Es gibt keinen Grund zur Panik, aber wir müssen vor allem im Bereich der Unter-Dreijährigen nachsteuern“, sagte Dagmar Niederlein, die sich im Jugendamt um die Kita-Versorgung kümmert. In der Vergangenheit stillgelegte U 3-Gruppen sollen ihren Betrieb wieder aufnehmen. Im April 2017 wird die Tagesstätte Meygner Busch für etwas Entlastung sorgen.

Dennoch müssen weitere Tagesstätten gebaut werden, um den Versorgungsstand zu halten. Die Standorte Mintarder Weg in Breitscheid (städtische Kita) und Sinkesbruch in Hösel (Elterninitiative) werden geprüft. Bis diese ihre Pforten öffnen können, sollen bestehende Einrichtungen zur Not auch mit Wissen des Amtes überbelegt werden, um möglichst viele Plätze schaffen zu können.

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