Jecke Drööm werden wahr

Rund 45 000 Karnevalsfans feierten am Rosenmontag ausgelassen entlang des Zugwegs — so viele wie seit Jahren nicht mehr.

Ratingen. So bunt, so schön, so lang: Der Ratinger Karnevalszug macht dem diesjährigen Sessionsmotto alle Ehre: „Jecke Drööm“. Traumhaft schön das Wetter, ausgelassen und friedlich die zigtausend Besucher, die den langen Zugweg des närrischen Lindwurms durch die Innenstadt säumten.

„Super Wetter, toller Zoch. Das ist nicht so schnöselig wie in Düsseldorf, hier ist es viel gemütlicher — auch für Familien“, begeisterte sich Mareike im plüschigen Katzenkostüm. Die Düsseldorferin kommt seit Jahren am Rosenmontag in die kleine Nachbarstadt, um dort mit Freunden zu feiern.

Und mit ihr feierten entlang des Zugweges rund 45 000 ausgelassene und farbenfroh kostümierte Jecken. „So viele waren es seit Jahren nicht mehr“, freute sich Zugleiter Arthur Lenhardt. 89 Motivwagen, Fußgruppen, Musikkapellen, Reiter, Tanzformationen, Fahnenschwenker — der Zug war so abwechslungsreich wie lang.

Was es alles zu sehen und zu bestaunen gab, kommentierte aus den lichten Höhen eines Hubsteigers am Marktplatz Achim Pohlmann, assistiert von Mike Gans.

Pohlmann kennt alle — und erklärte alles: dass die Gäule der Reitergruppe des Hasthaushofes am Sonntag dem Pferdemetzger in Lintorf entkommen sind, dass die Venezianergruppe durch alle Kneipen getingelt war, dass die Karnevalsfreunde Ratingen sich das Jahr über nur als Stammtisch treffen, zum Rosenmontagszug aber immer einen eigenen Wagen zusammenschrauben, dass die Homberger Feetz seit Jahr und Tag von einem uralten Lanz Bulldog-Traktor durch die Straßen gezogen werden, der fette blaue Abgaswolken in den Himmel pustete, und, und, und.

Er erklärte auch, dass die „Holzwürmer“, eine der kleinsten Karnevalsgesellschaften, nicht „Helau“, sondern „Ritsch-Ratsch“ rufen, und die KG Grün-Weiß (Ratinger Spiesratze) „Spies op“ als Schlachtruf haben.

Dass Pohlmann und Gans nach fast vier Stunden akustischer Zugbegleitung und gefühlten 999 Helau-Rufen überhaupt noch eine Stimme hatten, ist eines der Wunder, die nur am Rosenmontag geschehen können.

Wunderbar war auch das Wetter: blauer Himmel, Sonne satt. Darauf hat Schirmherrin Stefanie Weigler hingearbeitet („Seit Wochen wurden zuhause die Teller leer gegessen“). Heiß begehrt am Zugweg waren natürlich die Sonnenplätze, denn im Schatten war es empfindlich kühl.

Viele Jecken hatten sich entsprechend gerüstet und im Bollerwagen Verpflegung mitgebracht: Bierfässchen, Schnäpschen, aber auch Thermoskannen mit heißem Kaffee. Die Feuerwehr hatte 100 Liter Erbsensuppe gekocht und wärmte damit manch fröstelnden Jecken.

Gut zwei Stunden brauchte der närrische Zug, bis er zum ersten Mal den Marktplatz erreichte: Die Turmuhr von St. Peter und Paul zeigte 12.22 Uhr, als Fritz II. und Petra I. in ihrem Narrenschiff-Prunkwagen an den jubelnden Massen vorbeizogen und Anlauf für die zweite Runde durch die Innenstadt nahmen. Als sich der Zoch nach vier Stunden auflöste, stand für Mareike aus Düsseldorf schon fest: „Nächstes Jahr wieder hier!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort