Hier werden kaputte Sachen wieder ganz

Im Reparatur-Café am Berliner Platz lösen Tüftler beinahe jedes Problem. Was defekt ist, muss niemand sofort wegwerfen, sagen sie.

Ratingen. Manchmal können auch Vadim Khmelnytskyy und Friedhelm Nickolai nicht mehr helfen. Der Lichterschlauch ist so ein Beispiel. Erst leuchtete er nur noch teilweise, dann aber gar nicht mehr. „Der ist Schrott“, sagt Nickolai achselzuckend. Bis sie hier, am Berliner Platz 11, aufgeben, dauert es schon etwas. Im Reparatur Café von Caritas, Diakonie und SKF, einem InWESTment-Projekt, bringen drei Tüfftler alte Toaster wieder zum Glühen, reparieren die lahmende Kabeltrommel des dunkelroten Staubsaugers und haben die Leuchtdioden im Sternenschmuck für weihnachtlich dekorierte Fenster ausgewechselt. Jetzt funkeln die Lichterpunkte mit den Augen der Besitzerin um die Wette: „Toll habt ihr das hingekriegt.“

Auf der Ablage neben dem Werkzeugschrank steht ein in Puderzucker geschriebenes „Danke“ in Form eines Kuchens. Und da die Kunden hier montags und donnerstags zwischen 14 und 18 Uhr auch mal einfach auf eine Tasse Kaffee und einen Schwätzchen vorbeikommen können, wird das lecker duftende Dankeschön sicher nicht alt werden.

Vor zwei Jahren hatte der gelernte Elektroingenieur Vadim Khmelnytskyy die Idee zum Reparatur Café. Mit InWESTment fand sich ein Dach, mit den Partnern der Wohlfahrtsverbände eine tatkräftige Unterstützung. „Wir reparieren kaputte Dinge — kostenlos“, sagt Khmelnytskyy. Die Sache mit der heilen Welt hat ihre Grenzen. Die Reparaturannahme von kaputten Smart Phones lehnen sie ab, „denn dazu braucht man eine Menge Spezialwissen“. Auch Unterhaltungselektronik und defekte Fernseher finden hier nicht ihre Meister.

Aber Haartrockner, Kaffee-Maschinen, Staubsauger, Nähmaschinen, Fahrräder verlassen die Werkbänke der Tüftler in der Regel in einem weitaus besseren Zustand, als sie gekommen sind. „Wir helfen uns im Zweifel gegenseitig“, sagt Friedhelm Nickolai, der bis zu seiner Pensionierung als Elektroingenieur und Sachverständiger gearbeitet hat.

Der schwierigste Fall für das Reparatur-Trio, zu dem noch Herr Soltau gehört? Da ist man sich sofort einig: „Neulich hatten wir eine defekte Nähmaschine von Pfaff hier. Da sind wir zu dritt drumherum getanzt, bis sie wieder lief.“ Mechanik, Elektrik und die eingebaute Steuerung waren schon sehr speziell. „Wir verlangen kein Geld für unsere Arbeit. Deshalb dürfen wir den Elektroläden in Ratingen keine Konkurrenz machen“, sagt Vadim Khmelnytskyy. Aber das, ergänzt sein Schrauber-Kollege Nickolai, sei ohnehin nicht der Fall. Meist kommen die Kunden mit alten Schätzchen, die anderswo längst als „hoffnungslose Fälle“ abgelehnt wurden. Zu alt, keine Ersatzteile mehr, zu teuer in der Reparatur.

So wie etwa die Nähmaschine, die als Erbstück für die Besitzerin von hohem Wert war. Friedhelm Nickolai fand heraus, dass lediglich ein Schalter kaputt war. Und weil es den nirgends mehr zu kaufen gab, baute er einfach einen ähnlichen ein. „Ich musste dazu die Bohrung im Gehäuse etwas vergrößern. Aber nun läuft die Maschine wieder.“

Als er bei einem Sonntagsspaziergang an der Ruhr zwei weggeworfene Kinderfahrräder fand, packte Nickolai die rostigen Rahmen kurzer Hand in den Kofferraum. Im Reparatur Café wurden sie wieder aufgearbeitet und an Kinder verschenkt, deren Eltern das Geld für neue Kinderfahrräder fehlt.

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