Gutachten bringt Klarheit: Stollen oder Keller

An der Straße An der Hoffnung gab es ein Bergwerk. Experten glauben allerdings, dass ein alter Keller nicht verfüllt wurde. Ein Gutachten soll jetzt Klarheit bringen.

Breitscheid/Ratingen. Das Erdloch, das am Wochenende in Breitscheid bei Anwohnern der angrenzenden Mehrfamilienhäuser für Aufregung sorgte, ist seit gestern vollständig mit Beton gefüllt. Dies teilte die Feuerwehr auf Nachfrage mit. Unklar ist aber nach wie vor, warum sich an der Straße An der Hoffnung plötzlich im wahrsten Wortsinne die Erde auftat und das neun Quadratmeter und fünf Meter tiefe Loch zwischen den beiden Häusern entstand (wir berichteten).

Anwohner erzählten daraufhin, dass es dort einst eine alte Silbermine gegeben haben soll. Manche vermuteten, dass ein alter Stollen eingebrochen sei und deshalb die Erde absackte.

Dass es im Stadtgebiet tatsächlich Bergbau gab, weiß Stadtarchivar Joachim Schulz-Hönerlage. „Das war in dieser Region durchaus üblich. Es gab einzelne Bergwerke in den Stadtteilen Lintorf und Breitscheid“, sagt er. „An dem Ort, an dem das Erdloch entstanden ist, stand aber keine Silbermine, sondern ein Blei-, Erz- und Schwefelkiesbergwerk.“

Dieses gehörte laut Aufzeichnungen des Stadtarchivs einem Phillip Kießler aus Duisburg, der das Bergwerk 1866 gekauft hatte. Und das Werk trug den Namen An der Hoffnung. In einem Buch des Stadtarchivs über Straßennamen und deren Herkunft ist auch dokumentiert, dass heute zwei Häuser angrenzend an einem ehemaligen Schacht des Bergwerks liegen.

Zwei Zeitzeugen, die noch etwas über das alte Bergwerk sagen können, sind Friedhelm Duyster und Hermann Gustenhofen. Deren Eltern sind in dem Gebäude des alten Bergwerks aufgewachsen. „Um 1902 wurde die Mine geschlossen und das Bergwerk zu einem Wohnhaus umgebaut“, sagt Duyster.

Gustenhofen wohnte selbst noch dort — mit seinem Vater. „Da, wo das Erdloch nun entstanden ist, stand früher das Pumpenhaus des Bergwerks“, erzählt der 78-Jährige. Er geht davon aus, dass die Erde an der Stelle abgesackt ist, an der es früher einen Kellerraum gab.

Das Planungsamt der Stadt hatte damals beim Bau der Wohnsiedlung nichts von einem ehemaligen Bergwerk gewusst. „Es wurde im Vorfeld der Baumaßnahme eine Anfrage bei der Unteren Bodenschutzbehörde des Kreises Mettmann gestellt, ob es dort Auffälligkeiten gibt“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Elschenbroich.

Die Mitarbeiter beim Kreis Mettmann gaben Entwarnung, weil sie keine Erkenntnisse über frühere Bergbauaktivitäten hatten — und das konnten sie auch nicht. Denn die Abteilung Bergbau und Energie NRW bei der Bezirksregierung Arnsberg ist die Stelle, die solche Informationen bereithält und bei Anfragen der Landkreise und Städte Auskunft erteilt.

„Wir haben auch keine Aufzeichnungen darüber, dass in Breitscheid ein Bergwerk stand“, sagt Sprecher Andreas Nörthen. Spezialisten der Bezirksregierung hätten das Erdloch inspiziert. „Aufgrund der Form des Kraters gehen wir davon aus, dass die Erde tatsächlich eher dort abgesackt ist, wo einst ein Keller war, der damals nicht verfüllt wurde“, sagt er.

Die Bezirksregierung hat den Geologischen Dienst NRW trotzdem beauftragt, ein Gutachten über die Bodenverhältnisse zu erstellen. „In zwei Tagen wissen wir, ob an der Stelle nicht doch Rohstoffe abgebaut wurden.“ Sollte dem so sein, dann spräche das eher gegen die Vermutung, dass es sich um einen eingestürzten Kellerraum handelt.

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