Gut Volkardey: Aufs Gebäude kommt es an

Die Leistungsschau für Pferde auf Gut Volkardey ist fest in Expertenhand. Laien müssen da schon mal nachfragen.

Ratingen. „Bitte noch einmal traben lassen.“ Mit einem leicht gequälten Lächeln nimmt der junge Mann die knappe Anweisung von Zuchtrichter Martin Spoo zur Kenntnis, ruckt kurz am Zaumzeug und rennt neben der fuchsfarbenen Warmblutstute noch einmal im großen Kreis über die Auslauffläche.

Knöcheltief sinken Mensch und Pferd in dem matschigen Geläuf ein, auf das gerade heftige Regengüsse niedergegangen sind. Die fünf Zuchtrichter verfolgen konzentriert jede Bewegung der dreijährigen Stute und mustern sie eingehend, als der Jungzüchter, noch völlig außer Atem, das Tier anhält. Spoo und seine Kollegen nicken anerkennend, machen sich Notizen — das nächste Pferd wird aufgerufen.

Etwa 70 Pferde und Fohlen wurden am Mittwoch auf der traditionellen Zuchtschau auf Gut Volkardey in Ratingen präsentiert. Ob Rheinisches Warmblut, Haflinger, Reitpony, Minishetlandpony oder Kaltblut — die Züchter aus dem Kreis Mettmann hofften dabei auf gute Beurteilungen für ihre Tiere.

Den Auftakt machen die dreijährigen Stuten, die Elite der Warmblutzucht. Unter den strengen Augen der Zuchtrichter begeben sich die Pferde mit den klangvollen Namen („Dragonfly“, „Rascalina della Luna“) im Trab in den dreieckigen Parcours.

Mit angespannten Mienen beobachten Besitzer und Züchter jeden Schritt ihrer Tiere. Heinz-Bernd Schumacher lässt es sich nicht nehmen, mit seiner „Fernanda“ selbst durch den Parcours zu laufen. Als die Richter eine weitere Runde fordern, verfällt der Mann in den Schritt. Doch der harte Einsatz lohnt sich: „Sehr gute Körperaufteilung“, lobt Zuchtrichter Martin Spoo und gibt — wie beim Eiskunstlauf — die Noten bekannt: „8 — 7— 8 — 8— 8. Eintrag ins Stammbuch und Weiterleitung zur Eliteschau.“ Die Zuschauer applaudieren.

Gute Noten und Eliteschau sind nicht nur wichtig fürs Renommee, sondern bare Münze wert. „Früher gab es noch eine Staatsprämie — das ist lange her“, erinnert sich Theo Leuchten, Besitzer von Gut Volkardey und selbst erfolgreicher Züchter.

Gute Dreijährige erreichen den Preis eines Mittelklassewagens, besonders edle Exemplare bewegen sich im Rahmen von Luxuskarossen: bei bis zu 50 000 Euro.

„In der Bewegung eine Klasse für sich“, kommentiert Zuchtrichter Spoo eine weitere Stute und vergibt mit der „9“ fast die Höchstnote — anerkennendes Murmeln im Publikum. „Wir beurteilen Typ, Gebäude, Korrektheit und Schwung des Ganges sowie den Gesamteindruck“, erklärt Richterkollege Herbert Werth.

Gebäude? „Körperbau, Proportionen, Harmonie und Rassemerkmale“, erklärt Werth genauer. „Hier im Kreis Mettmann gibt es sehr gute Qualität“, stellt er den Züchtern ein gutes Zeugnis aus. Martin Spoo kommentiert derweil den nächsten Platzregen: „Lieber gute Pferde im Regen als schlechte bei Sonnenschein.“

Auch Veranstalter Theo Leuchten ist zufrieden: „Es ist diesmal ein guter Jahrgang — mit vielen hohen Bewertungen.“ Dennoch sei die Wirtschaftskrise nicht spurlos an der Pferdezucht vorbeigegangen. „Es wird weniger geritten — ob aus Zeit- oder Geldmangel. Das merken auch die Züchter.“

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