Freies Internet dank der Initiative der Freifunker

Der Verein stellt die Technik zur Verschlüsselung und spezielle Router zur Verfügung. So kann jeder mitmachen.

Freies Internet dank der Initiative der Freifunker
Foto: Blazy

In vielen Ländern sind sie bereits selbstverständlich: Gratis-Wlan-Spots, mit deren Hilfe man schnell und ohne teure und langsame Mobilfunkverbindung im Internet surfen und seine E-Mails abrufen kann. Hierzulande tut man sich schwer, meist ist die Einwahl mit Kosten verbunden und immer werden persönliche Daten abgefragt.

Die Freifunker wollen das ändern: Der bundesweit tätige gemeinnützige Verein hat nun auch einen Ableger in Ratingen mit mittlerweile über 20 Einwahlpunkten. Christian Paas und Christian Kicken ließen sich von der Idee begeistern, an der in Berlin seit Jahren Programmierer basteln. Seit Ende 2014 ist das System ausgereift, und auch die rechtlichen Probleme sind ausgeräumt.

Die Idee ist simpel und kostet auch nicht viel: Router, also kleine Sender, gibt es ab 20 Euro. Die Verschlüsselungssoftware kommt von Freifunk, die Mitglieder helfen bei der Installation. Der Freifunk-Router wird per Kabel mit dem heimischen Internet-Router verbunden — und fertig. Im Umkreis von etwa 100 bis 150 Metern kann dann mit bis zu 300 Megabit pro Sekunde gesurft werden. Ohne Risiko für den Anbieter, wie Paas betont.

Denn die Daten werden über eine VPN-Verschlüsselung direkt auf die eigenen Freifunk-Server im Bundesgebiet geschickt. Und auch das Thema „Störerhaftung“ sei vom Tisch, weil der Verein mittlerweile als Service-Provider anerkannt ist, keine Rechnungen schreibt und daher auch keine IP-Adressen speichern muss. Im Klartext: Wer mitmacht, haftet also nicht, wenn Nutzer im Netz Unsinn machen.

Der Clou an der Sache: Selbst wenn man gar keinen eigenen Internet-Anschluss hat, kann man auf Sendung gehen. So wie „Stefans Imbiss“ an der Rosenstraße/Ecke Reinaldstraße: Er hat Internet-Anschluss, ist aber mit seinem 20-Euro-Router mit den übrigen derzeit drei Freifunkern auf der Reinaldstraße vernetzt.

Nur einer hat direkten Internetanschluss. Das reicht. Seit November kann rund um die Pommesbude frei gesurft werden — was nach eigenen Angaben seitdem mit einer „deutlichen Umsatzsteigerung“ verbunden ist.

Paas und Kicken hoffen, dass einmal zumindest die Innenstadt lückenlos vernetzt sein wird. Bekanntlich gibt es bei der Stadt und beim Stadtmarketing Überlegungen, Wlan anzubieten.

Doch die Freifunker warnen davor, sich dafür mit einem professionellen Anbieter einzulassen: Dort müsse man sich einloggen und seine Daten hinterlassen. Die Zeiten seien meist begrenzt. Und irgendwann werde es für alle Seiten teuer. Wer dagegen ein Freifunk-Netz findet, kann sofort loslegen.

Wie beispielsweise auf der Oberstraße, wo Kicken, seines Zeichens IT-Spezialist, in der Obertor-Apotheke einen Router unsichtbar in die Zwischendecke eingebaut hat. Besitzer Dr. Klaus Herrmann war sofort von der Idee begeistert. Ansonsten ist die City ein weißer Fleck auf der Freifunker-Landkarte.

Im Seniorenteff Süd kann man gratis surfen, auch in Hösel gibt es rund ums Hösel-Center und den Clarenbachweg ein Netzwerk. Für Paas und Kicken stehen soziale Aspekte im Vordergrund: So könnten auch Bürger in den Genuss von Internet kommen, ohne selbst einen Anschluss zu haben.

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