Ein großer Fischzug in Sizilien

Der Ratinger Rolf Berg ist Sprecher des neuesten Werks von Andrea Camilleri. Der Schriftsteller aus Italien hat Millionen seiner Bücher in Deutschland verkauft.

Ratingen. Für richtige Sizilien-Fans ist Andrea Camilleri ein Muss. Die Montalbano-Krimis des 86-jährigen Schriftstellers und Regisseurs, der im südlichsten Teil Italiens (Porto Empedocle) geboren wurde, gehen in Deutschland weg wie warme Semmeln. Der Kölner Bastei-Lübbe-Verlag hat in 15 Jahren 4,3 Millionen seiner Bücher verkauft: Hardcover, Taschenbücher und Sonderausgaben. Das neueste Werk des Künstlers, „Das Netz der großen Fische“, wurde mit 60 000 Exemplaren angesetzt.

Und diesen Fischzug hat sich der Ratinger Schauspieler Rolf Berg nicht entgehen lassen. Der 53-jährige ist Sprecher des auch als Hörbuch veröffentlichten Kriminalromans. „Ich musste mich als Sprecher ganz herkömmlich dafür bewerben“, erklärt der Ratinger, der mit seiner Familie in Hösel an der Stadtgrenze zu Heiligenhaus wohnt. Bekannt als Schauspieler, unter anderem von der WDR-Fernsehserie „Ein Fall für die Anrheiner“ und Bühnendarsteller, verdient er mittlerweile sein Geld längst in erster Linie mit seiner Stimme. „Das ist heute ein Hauptteil meiner Tätigkeit“ erklärt er.

Doch der Routinier hatte es sich mit dem neuesten Roman des Italieners, der sich in seinen Büchern immer wieder mit mafiösen Strukturen in seinem Land beschäftigt, nicht leicht gemacht. „Das Buch ist wahnsinnig dialoglastig“, sagt Berg und meint damit 30 verschiedene Charaktere, die alle irgendwo eine Rolle um den Kern der Geschichte spielen: Der Sohn eines führenden Politikers wird des Mordes an seiner Verlobten angeklagt.

Um die Figuren sprachlich zu unterscheiden, verändert Berg seine markante Stimme nur um Nuancen. „60 bis 70 Stunden hat man schon damit zu tun“, erklärt der Ratinger, der seine Arbeit wie ein ganz normaler Leser beginnt. „Ich lese das Buch erstmal wie einen Roman.“ Dann allerdings folgen weitere Lesestunden, um die Dialoge zu verinnerlichen. Abschließend folgen nochmal zehn Stunden zur Aufnahme im Studio — fernab vom sonnenreichen Sizilien.

Doch die italienische Insel kennt Berg natürlich auch. „Ich habe Sizilien vor zwei bis drei Jahren kennen gelernt. Das hat für mich etwas sehr Ursprüngliches.“ Da Camilleri den südlichsten Landesteil von Kindesbeinen an kennt, ist er trotz seines Wohnortes mittlerweile in Rom in seinen Büchern nah dran an den Bewohnern der Insel. Und das steckt in jeder Zeile. „Ich habe viel von der Mentalität darin wiedergefunden. Man liest es einfach weg und hat das Gefühl, sich in Sizilien aufzuhalten.“

Dazu passt natürlich ein guter Rotwein. „Ich trinke gerne mal einen Nero d’avola“, sagt der Genießer Berg und taucht noch tiefer in die sizilianische Lebensart ein. Die Rebsorte ist auf der Insel weit verbreitet und der Wein ist tief dunkel. So dunkel wie die Machenschaften der Cosa Nostra.

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