Die Tagespflege soll’s richten

Weil Bund und Land die Förderung streichen, ist der U-3-Ausbau gefährdet. Die Stadt will Lücken mit Tagespflege stopfen.

Ratingen. Die ambitionierten Pläne der Stadt Ratingen zum Ausbau der Betreuung für Kinder unter drei Jahren stehen auf der Kippe: Das Land hat seine Fördermittel zurückgeschraubt, der Bund stellt derzeit gar keine Gelder mehr zur Verfügung. Die angepeilte gesamtstädtische Versorgungsquote von 48 Prozent ist in weite Ferne gerückt. Mit einem weiteren Ausbau der Tagespflege will das Jugendamt jetzt den Rechtsanspruch ab 2013 zur Betreuung der unter Dreijährigen sichern.

Der von der Bundesregierung festgelegte Rechtsanspruch auf einen U-3-Platz ging ursprünglich von einer Versorgungsquote von 35 Prozent aus, die zwischenzeitlich auf 37 Prozent nach oben korrigiert wurde — aber immer noch nicht ausreichend ist. Der Stadtrat hat deshalb eine Ausbauplanung beschlossen, die eine gesamtstädtische Versorgung von 48 Prozent der Kinder zwischen ein und unter drei Jahren vorsieht. In den einzelnen Stadtteilen soll eine durchschnittliche Quote von mindestens 40 Prozent erzielt werden.

Die Streichung der Fördermittel macht diese Pläne allerdings zunichte: Knapp ein Viertel der U-3-Plätze in Kindertageseinrichtungen werden nicht zur Verfügung stehen: Statt der angepeilten 545 (durch die Neubauten Calor-Emag-Straße, Schützenstraße und Felderhof) gäbe es nur 416 Plätze. Von dem Ausbaustopp wären besonders die Stadtteile Tiefenbroich, Ost, West, Homberg und Mitte betroffen, wo dann bis zu zwei Drittel der angestrebten Plätze fehlen würden.

Um die beschlossene Ausbauplanung bis 2013 halten zu können, sollen die fehlenden 129 Plätze durch den Ausbau der qualifizierten Kindertagespflege kompensiert werden. Die Stadt bevorzugt dabei die Bildung von Verbünden, das bedeutet, dass sich mehrere Tagesmütter zusammenschließen und dann bis zu neun Kinder betreuen können. Außerdem soll die Verzahnung der Tagespflegeverbünde mit Kindertageseinrichtungen vorangetrieben werden.

Aus Sicht des Jugendamtes hat dies zwei Vorteile: „Neben den möglichen Synergieeffekten müssen nicht im bisherigen Umfang Ü-3-Plätze zugunsten des U-3-Ausbaus umgewandelt und damit abgebaut werden“, schreibt Amtsleiterin Christa Seher-Schneid in einer Vorlage. Auch für die Eltern ergäbe sich ein Nutzen: Sie könnten ihre U-3-Kinder, die in einem „ausgelagerten Verbund“ betreut werden, mit Erreichen des Ü-3-Alters in die „benachbarte Kindertageseinrichtung“ wechseln lassen.

Letztlich soll die Tagespflege ein Drittel der U-3-Versorgung leisten. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) beschäftigt derzeit zwei Stellen zur Betreuung, Ausbildung und Beratung der Tagesmütter — finanziert aus EU-Mitteln. Wenn die Förderung im April ausläuft, will die Stadt die 30 000 Euro Zuschussbedarf übernehmen.

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