Die neue Sebastianus-Glocke für St. Peter und Paul ist gegossen

Die sogenannte „Brauchtumsglocke“ wurde aus Spenden von Schützen, Karnevalisten und Jonges finanziert.

Die neue Sebastianus-Glocke für St. Peter und Paul ist gegossen
Foto: JoPr

Ratingen. Es sollte eigentlich ein feierlicher Tag werden: Vertreter des Ratinger Brauchtums, Schützen, Karnevalisten und Heimatvereine wollten am Montag live dabei sein, als im westfälischen Gescher die lang ersehnte Brauchtumsglocke gegossen wurde. Sie soll die achte Glocke in St. Peter und Paul werden. Doch kaum war der Bus an der Stadthalle gestartet, stand er im Stau.

Pfarrer Daniel Schilling hielt die Gäste bei Laune, erzählte kurz die Geschichte zur Brauchtumsglocke: Als er 2014 seinen ersten Schützengottesdienst abhielt, bemerkte er fast nebenbei, dass eigentlich noch eine Sebastianus-Glocke fehlen würde. Aus dem Running Gag wurde Ernst, Schützen, Karnevalisten, Heimatvereine und viele Privatleute füttern bis heute die Sammeldosen. Etwa 16 000 Euro kostet die Glocke, sogar im Bus ging noch ein Hut herum.

Die neue Sebastianus-Glocke für St. Peter und Paul ist gegossen
Foto: Heinz Hülshoff

Schützenchef Gero Keusen ahnte am Montag schnell Böses, nahm Kontakt mit der Gießerei auf. Nein, hieß es dort, warten könne man nicht, die „Glockenspeise“ (78 Prozent Kupfer, 22 Prozent Zinn) wird Stunden vorher aufgeheizt, bei etwa 1100 Grad hat die Bronzeschmelze die erforderliche Guss-Temperatur. Und länger auf dem Herd köcheln lassen, bis der Bus da ist, das ginge nicht. Was nun?

Der heiße Draht zur Gießerei glühte ohnehin, am anderen Ende berichtete Ellen Hüesker, Frau des Glockengießers Hans-Göran Hüesker, live aus der Werkstatt. Bernd Jeuken und Schilling hielten das Bordmikrofon ans Handy — und alle lauschten gespannt: „Die Schmelze fließt in die Form, die Flammen gehen hellleuchtend nach oben — jetzt wird noch ein Schluck nachgegossen...“

Das hätten die Dumeklemmer gerne selbst erlebt. Immerhin geht es um ein Jahrhunderte altes Handwerk. Schilling erinnerte daran, dass einst auch die Glocken von St. Peter und Paul (wie die Märch anno 1495) vermutlich direkt auf dem Marktplatz gegossen wurden: „Absolut faszinierend, was hier einst geleistet wurde.“ Ansonsten kenne er das Glockengießen nur aus der „Sendung mit der Maus“.

Immerhin hatten es unter anderem Bürgermeister Klaus Konrad Pesch, der singende Wirt Heinz Hülshoff und Karnevalsurgestein Hanno Paas rechtzeitig zum Gießtermin geschafft. Paas übernimmt den Transport der etwa 300 Kilogramm schweren Sebastianus-Glocke nach Ratingen. Sie wird beim Karnevalsgottesdienst geweiht JoPr

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