„Die Intellektuellen finden mich prollig“

Der Kabarettist Ingo Appelt gastiert am 18. Mai in Ratingen: Er tritt im Rahmen des „RuhrpottSpezial“ bei der 20. Zelt Zeit am Grünen See auf. Eines seiner Themen: Der Geschlechterkampf.

Ratingen. Ein bisschen an der Schmerzgrenze kratzt er ja schon mit seinem Humor. Aber Ingo Appelt sieht es als seine Mission an, Themen aufzugreifen, die von Politikern und Wirtschaftsleuten lieber liegengelassen werden. In seinem Solo „Besser... ist besser!“ findet er überraschend simple Lösungen für komplizierte Probleme, nimmt schräge Trends unter die Lupe und lächerliche Stars auf die Schippe.

„Besser ist besser“, ihr aktuelles Programm, ist bereits drei Jahre alt. Aktualisieren Sie das regelmäßig — können wir auch Tagesaktuelles von Ihnen erwarten?

Ingo Appelt: Ich hab’ es nicht so mit den Programmtiteln. Eigentlich habe ich ein Patchwork-Programm. Das ist immer anders und enthält viel Tagesaktuelles. Es ist schön, dass ich in meinem Beruf über alles reden kann.

Wer, glauben Sie, sind ihre größten Fans? — Anders ausgedrückt: Wer sollte besser zu Hause bleiben, wer ist bei Ihnen gut aufgehoben?

Appelt: Die Intellektuellen finden mich zu prollig, aber eigentlich sind alle bei mir gut aufgehoben. Ich nehme alle mit, verurteile niemanden, und mir ist das Lachen wichtig. Ich bin Entertainer. Es gibt ja Kabarettisten, die wollen den Leuten das Lachen austreiben. Ich dagegen will den Leuten die Angst nehmen, ihnen zeigen, dass es alles gar nicht so schlimm ist. Ich arbeite viel mit Selbstironie und wenn 500 Leute lachen, ist das toll.

Was erwartet die Besucher? Welche Themen beackern Sie in Ihrem aktuellen Programm?

Appelt: Eigentlich geht es immer um mich. Bis zum Jahr 2000 waren Männer meine Zielgruppe und ich habe mich ironisch beklagt über die Frauen. Ab 2000 habe ich mich in Richtung Frauen orientiert. Mein Programm wurde weniger versaut, es wurde ein Männerverbesserungsprogramm.

Würden Sie sich als Comedian oder Kabarettisten bezeichnen?

Appelt: Ich würde sagen, als komödiantischer Kabarettist.

Wie kommt es eigentlich, dass Sie Kabarettist geworden sind? Haben Sie auch mal einen „ordentlichen Beruf“ gelernt?

Appelt: Eigentlich wollte ich Konditor werden, aber beim Arbeitsamt riet man mir zum Maschinenschlosser. Ich habe dann bei Siemens angefangen, bin schnell Jugendvertreter im Betriebsrat geworden und habe da immer große Reden geschwungen. Das hat denen nicht gefallen. Dann wurde ich Bildungsreferent, habe Chöre, Bands und Kabarettisten eingeladen und lustige Reden gehalten. 1990 bin ich ausgestiegen. Ich hatte auf Oskar Lafontaines Wahlkampfveranstaltungen zwölf Auftritte, da war ich schlagartig bekannt.

Sie haben spät geheiratet. Was sagt ihre Frau zu Ihrem Beruf?

Appelt: Ich habe sie in Berlin bei einer Weinprobe kennengelernt. Sie ist Barchefin des Quatsch Comedy Clubs und zum Glück arbeiten wir oft zeitgleich, sonst würde das nicht gehen. Mitunter fliehe ich in die Küche, koche und backe. Neulich habe ich nachts eine Spargel-Consommé produziert, morgens hat meine Frau den vermeintlichen Spargelsud weggekippt.

Scharping, Merkel, Trump: Wen parodieren sie besonders gern oder machen sich über ihn/sie lustig?

Appelt: (Er spricht plötzlich wie Helmut Kohl) Ich habe Kohl, Scharping, Vogel, Boris Becker, Udo Lindenberg, Till Schweiger und viele andere parodiert — insgesamt 28 Politiker und Prominente. Das war damals sehr angesagt. Heute sind es weniger, denn viele Politiker sind entweder langweilig wie Heiko Maas oder zu schnell wieder weg wie Martin Schulz.

Wie kommt es, dass Sie in Ratingen auftreten auf einer eher kleinen Bühne?

Appelt: Ab einer bestimmten Hallengröße, ist es nicht mehr so einfach, auch noch die hintersten Reihen zu erreichen. Da ist immer ein permanenter Geräuschpegel und die Reaktionen sind ganz andere als im kleinen Kreis. 500 bis 600 Leute sind gut, da kann ich den Alpha-Hasen spielen, auf die Leute direkt reagieren. In großen Sälen ist jeder Auftritt gleich.

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