Der Mann fürs Grüne setzt sich zur Ruhe

Am 1. Juli verabschiedet sich Manfred Fiene nach 35 Jahren bei den Kommunalen Diensten in den Ruhestand. Wer die Nachfolge des 65-Jährigen antritt, bleibt noch ein Geheimnis.

Der Mann fürs Grüne setzt sich zur Ruhe
Foto: Archiv

Ratingen.„ Mich rührt keine Wehmut“, beschreibt Manfred Fiene, Leiter der Kommunalen Dienste, seine bevorstehende Pensionierung. „Im Gegenteil. Ich freue mich auf den Ruhestand.“

Seit November 1981 war der 65-Jährige bei der Stadtverwaltung Ratingen beschäftigt, nach 35 Dienstjahren ist nun Schluss. „Mein Garten blüht bislang aus Knopflöchern. Nun habe ich Zeit dafür zu sorgen, dass er bald aus allen Knopflöchern blüht.“ So wie einst der Garten seines Großvaters, der ein Paradies war. „Und in den Kriegsjahren die Familie ernährte.“ Ökologische Kompostwirtschaft, knisternde Osterfeuer und spezifische Düfte sind noch heute seine Erinnerung daran. „Birnen wurden auf dem Lehmboden ausgelegt. Und von Oktober bis Karneval roch das Haus nach Birne.“

Wie Großvater und Vater wollte Manfred Fiene, nachdem er sein Abitur im malerischen nirgendwo Niedersachsens absolviert hat, Gärtner werden. „Plan B wäre Forstwirtschaft gewesen.“ Und Plan C ein Psychologiestudium. „Aber zusammen mit 1000 Leuten wollte ich nicht studieren“, wie er sich an den Schnuppertag an der Uni Hannover erinnert. Als „Zufall meines Lebens“ entpuppt sich der Termin, er traf auf den berühmten Landschaftsarchitekten Professor Hans-Joachim Liesecke. „Der nahm mich mit Richtung Herrenhäuser Gärten. Und da war mir klar: Das ist es!“ Übrigens traf er außerdem eine gewisse Maia. „Das Glück meines Lebens.“ Sie wurde seine Frau.

Die Renaturierung des Erholungsparks Volkardey mit „Silbersee“ war 1981 sein Einstiegsprojekt in Ratingen. Damals gab es insgesamt etwa 90 Hektar Grünanlagen, für 2017 werden es etwa 342 Hektar sein. Ob Sanierung städtischer Spielplätze, Freiluftflächen rund um Kitas und Kindergärten oder der Grünzug Fernholz in Hösel sowie die Betreuung der Friedhöfe - „es gab keine echten Pleiten oder Pannen“. Stattdessen gab es Auszeichnungen, etwa Platz 1 beim Wettbewerb „Entente florale — unsere Stadt blüht auf“. Die Goldmedaille wurde im damals (2007) populären ZDF-Fernsehgarten überreicht.

„Im Öffentlichen Dienst ist Manfred Fiene wegen seiner nicht enden wollenden Kreativität fast ein Paradiesvogel“, sagt Bürgermeister Klaus Konrad Pesch. Weitere Meilensteine waren die Realisierung des Sportparks Keramag - trotz einer Bauverzögerung von zwei Jahren. Die Widerstände nahm er wie beim „Malefiz“ wahr: „Schon wieder ein Stein, den wir aus dem Weg räumen müssen.“Ja, Gelassenheit zeichnet ihn wohl aus, sagt der gebürtige Borsumer über sich. „Ich gehe mit allem sachlich um.“

Die Flinte ins Korn zu werfen,kommt für ihn nicht in Frage. Nicht bei den vielen, mitunter parallel zueinander verlaufenden oder miteinander verzahnten Projekten, nicht bei vielzähligen Alltagsaufgaben und vor allem nicht bei seiner „Herzenssache Poensgenpark“. Pfingstorkan Ela, der diesem Landschaftsgarten mit 250 unterschiedlichen exotischen Gehölzen aus der ganzen Welt fast den Garaus gemacht hat, nennt er „eine zerstörerische Erfahrung, die eine sagenhafte Unterstützung bewirkte“. Von privaten Spendern kamen für die Rekonstruktion bislang 80.000 Euro zusammen. „Plus die Gründung des Fördervereins plus die Initiative der Ratinger Jonges.“

Über die Geschichte und Details dieses Vorzeigeexemplars blühender Pracht kann Manfred Fiene schwärmerisch berichten. Bei der Recherche zur Wiederherstellung des ehemaligen Hausgartens von Carl Poensgen fand er zwar „definitiv keine alten Pläne. Aber viel Material aus privater Hand“.

Darunter Tagebucheintragungen nebst Skizzen wie Konzeptstudien zum damaligen Badehaus und der Gewissheit, „Poensgen beschäftigte in seinem Garten 16 Gärtner“. Auch mit der Neuauflage des Buches „Der Poensgenpark in Ratingen“, um einige Kapitel erweitert, bekommt seine „Herzenssache den Rang in der Geschichte, den dieser Park verdient“. „Nicht bloß bauen, sondern erfahrbar machen“, war eines seiner Ziele bei allen Aktionen. „Ich wollte Menschen immer an die Anlagen heranführen.“

Ab 1. Juli wird das passé sein. „Er ist ein außergewöhnlicher Mensch. Und wird auf seine Art und Weise eine Lücke hinterlassen“, sagt Bürgermeister Pesch. Wer seine Nachfolge antritt, also zum Leiter des Amtes 70 wird, ist bislang ein Geheimnis.

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