Christbäume werden zu Nährboden

In den nächsten drei Wochen muss die Kompostierungsanlage in Ratingen rund 66 000 Tannen verarbeiten.

Christbäume werden zu Nährboden
Foto: Dietrich Janicki

Ratingen. Tannen-Nadelduft und Lichterschein - der Christbaum hat uns zuverlässig in Feststagstimmung versetzt. Jetzt zeigt er braune Stellen, je nach Sorte rieseln die Nadeln - der Baum muss weg. „Leider schmücken immer weniger Menschen ihren Christbaum komplett ab, bevor sie ihn zum Abholtermin an den Straßenrand stellen“, berichtet Florian Schanz, Vertriebsleiter der Kreiskompostierungsanlage KDM GmbH. Da können die Abfallberater zum Beispiel aus Ratingen noch so sehr an die Vernunft der Bürger appellieren. Am Ende ist die Sache mit der Trennung von Mensch und Baum ein schlichtes Mengenproblem. Rund 66 000 entsorgte Christbäume rollen in den nächsten drei Wochen auf die Kompostierungsanlage in Ratingen-Breitscheid zu.

Christbäume werden zu Nährboden
Foto: Gabriel

Erste Station: die Sortierkabine. Hier werden drei Mitarbeiter mühevoll und von Hand den Rest vom Fest aus den Zweigen klauben: Plastik, Metall, manchmal sogar völlig unversehrte Glaskugeln. Das gehört in die Müllverbrennung und soll nicht als Humus auf den Beete landen. Danach beginnt die 21-tägige Kompostierung. „Wir sind 30 Mal schneller als die Natur“, sagt Schatz und hat schon ein bisschen Stolz in seiner Stimme. Spätestens Mitte Februar ist aus der alten Weihnachtsseligkeit ein prima Nährboden für neues Leben geworden. Die rund 1000 Tonnen Christbäume aus dem Kreis und Teilen von Düsseldorf sind — aus Sicht der Fachleute — eine harte Nuss für den Kompostierungsprozess.

Das hat mit der biologischen Zusammensetzung der Christbäume zu tun. Chemiker und Biologen mögen die Details nachschlagen. Für alle andere gilt: Nadler sind eben widerstandsfähiger als die meisten anderen Bäume. „Da wir aber mehrere Milliarden Mitarbeiter haben, sind auch die Christbäume am Ende kein Problem“, berichtet Schatz. Die für die Kompostierung zuständigen Mikroorganismen brauchen ein ideales Klima - Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sauerstoff - um bestmöglich ihre Arbeit tun zu können.

Was aber ist mit Schädlingen, Pilzen, Bakterien, die mit altem Grün und totem Holz in die Kompostierung gelangen? „Im Rahmen des Prozesses steigt die Temperatur auf bis zu 72 Grad. Das tötet die meisten unerwünschten Begleiter zuverlässig ab“, sagt Schatz. Die meisten? Nun ja, Tomaten-Samen haben sich als äußerst temperaturbeständig herausgestellt, seien aber in hiesigen Breiten eher selten. Ansonsten ist das Endergebnis guter Humus, auf dem neue Pflanzen und Bäume in den Himmel wachsen können. Bis das nächste Weihnachtsfest naht. Und das kommt bestimmt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort