Café Comic dichtgemacht

Die Türen der Traditionskneipe erfüllen nicht die Brandschutzbestimmungen. Die Stadt hat das Lokal deshalb geschlossen.

Ratingen. Für Bernhard Palme war es ein Abend wie so viele. Er öffnete seine Bar, das Café Comic an der Düsseldorfer Straße. Die Besucher amüsierten sich, tranken Bier, spielten Kicker und unterhielten sich. „Doch auf einmal stand eine Hundertschaft vor der Tür. Leute vom Ordnungsamt, dem Bauordnungsamt, vom Jugendamt und die Polizei. Die haben dann gesagt, sie wollen eine Razzia machen. Ich habe dann gesagt: ’Okay, dann kommt mal rein und schaut nach’.“

Die Behördenmitarbeiter kontrollierten den Laden und machten ihn dicht. Aber nicht etwa, weil Jugendliche unerlaubterweise Alkohol bekommen haben. Vielmehr war es die Eingangstür, die den städtischen Mitarbeitern ein Dorn im Auge war. „Die haben gesagt, dass die Tür sich nach außen öffnen lassen müsste, damit die Leute im Fall eines Brandes schnell aus dem Laden kommen. Auch mit dem rückwärtigen Notausgang waren sie nicht einverstanden“, sagt Palme.

Palme muss seitdem auf die Einnahmen aus seiner Bar, die seit rund 30 Jahren in der Stadt existiert, verzichten. „Das ist natürlich sehr blöd. Ich lebe ja von dem Laden.“ Wenige Tage nach der Razzia sei dann auch der Brief von der Stadt gekommen, er müsse den Laden mit sofortiger Wirkung schließen. „Als Begründung wurde auch angegeben, dass ich ja als Billardcafé gemeldet bin, aber keinen Billardtisch, sondern einen Kickertisch habe.“

Palme hat einen Anwalt eingeschaltet. „Doch das Gericht hat entschieden, dass ich den Laden dichtmachen muss. Jetzt brauche ich ein Brandschutzkonzept, dann kann ich erst einen Baugenehmigungsantrag stellen, um die Tür und den anderen Notausgang umbauen zu können. Ich hoffe, dass das schnell über die Bühne geht, sonst wird es schwierig, weil die Einnahmen fehlen.“

Die Schließung bewegt die Gemüter der Gäste, die regelmäßig die Traditionskneipe besuchen. „Ich kann das gar nicht verstehen, dass die das ohne eine Frist geschlossen haben. Die Stadt hätte doch dem Wirt einen Monat Zeit lassen können, alles zu beheben. Das ist schon ein krasses Vorgehen“, sagt ein Gast, der seinen Namen nicht nennen will. Andere vermuten derweil, dass die Stadt die Läden um den Düsseldorfer Platz schikanieren will. „Ich kann mir vorstellen, dass sie die Leute hier wegekeln wollen. Immerhin sollen ja auch der Düsseldorfer Platz und die Umgebung umgebaut werden.“

Bei der Stadt will Frank Rieckmann, Abteilungsleiter Bauordnung, davon nichts wissen. „Das ist völliger Unsinn und klingt ja nach Verschwörungstheorie. Wir haben ja in dieser Nacht auch nicht nur das Café Comic kontrolliert, sondern auch andere. Zudem gehört das Grundstück, auf dem das Café Comic steht, nicht einmal der Stadt.“ Vielmehr sei es so, dass die Bar geschlossen worden sei, weil die Tür eine echte Gefahr darstelle, wenn da etwas passiert. „Wenn ich die Schließung nicht veranlasst hätte, hätte ich jetzt schlaflose Nächte. Wenn da eine Massenpanik ausbricht, hätten wir ein Problem“, sagt Rieckmann, der betont, dass der Stadt nicht daran gelegen sei, „das Café Comic zu schikanieren“. Es sei auch nicht so gewesen, dass der Laden von heute auf morgen dichtgemacht wurde. „Die Prüfung war im April, der Schließungsbescheid per Eilverfahren von Gerichtsseite kam am 29. Juni. Das war kein rigoroses Vorgehen.“

Dass der Stadt erst jetzt nach 30 Jahren aufgefallen ist, dass mit den Notausgängen etwas nicht stimmt, erklärt Rieckmann so: „Das Café Comic ist nicht auffällig gewesen. Da fanden nicht so viele Kontrollen statt. Wie hätte das jemandem auffallen sollen?“

Rieckmann wartet nun auf das Brandschutzkonzept von Palme. „Haben wir das, wird es unter Mitarbeit der Feuerwehr geprüft. Dann kann der Bauantrag gestellt werden. Liegt der hier vor, wird der auch zügig bearbeitet“, sagt Rieckmann.

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