Besuch vom Jugendamt: Stadt begrüßt Baby Larisa

So wie die Schliewes bekamen 582 weitere Familien im vergangenen Jahr ein Begrüßungspaket. Das kommt gut an.

Ratingen. So richtig kann Katrin Schliewe den Brief nicht einordnen, den sie nach der Geburt ihrer Tochter erhält. Das Jugendamt kündigt darin einen Besuch bei ihr an. „Ich fand das schon komisch. Wenn man als junge Mutter das Wort Jugendamt liest, läuten ja zunächst einmal alle Alarmglocken“, sagt die Ratingerin. „Auch wenn ich nichts zu befürchten habe.“

Doch um Kontrolle geht es bei dem Besuch nicht. Keiner überprüft, ob sie ihre Tochter Larisa oft genug wickelt oder liebevoll mit ihr umgeht. Auch wenn die 35-Jährige das zunächst vermutet. Jede Familie in Ratingen, die Zuwachs bekommt, wird so wie die Schliewes von der Stadt angeschrieben. Im vergangenen Jahr waren das 647.

Bei dem Besuch wird den Eltern ein Begrüßungspaket für das Baby überreicht. Darin enthalten ist neben kleinen Präsenten vor allem das sogenannte Elternbegleitbuch. Darin verzeichnet sind die örtlichen Hilfsangebote, aber unter anderem auch Tipps zur Elternzeit und Infos zur Entwicklung des Kindes.

Seit 2009 läuft in Ratingen das Projekt „Wie schön, dass du geboren bist“. „Dabei geht es nicht um Kontrolle“, betont Herbert Binkowski vom Jugendamt. „Vielmehr wollen wir im Rahmen der frühen Hilfe auf alle vor Ort gegebenen Angebote aufmerksam machen.“

Jedes Neugeborene landet als Meldung auf den Schreibtischen im Jugendamt. „Innerhalb weniger Wochen kontaktieren wir dann die Familien und schlagen einen Termin vor“, erläutert Binkowski das Verfahren. Dann fährt einer der elf Bezirkssozialarbeiter raus. Doch die Tür öffnen muss ihnen keine Familie.

Dennoch ist die Akzeptanz groß. Etwa 90 Prozent der Familien (583) nahmen 2012 den Hausbesuch in Anspruch. Ein Wert der auch in den Jahren zuvor ähnlich war. Direkte Absagen gab es lediglich von 48 Familien (7,4 Prozent). „Es sind nur wenige, die den Besuch sofort ablehnen, meist sind das Mütter, die bereits Kinder haben“, sagt der Sachgebietsleiter im Bezirksdienst. Mit einem Wert von 81 Prozent war die Akzeptanz im Bezirk West-Mitte übrigens am geringsten. In Ost und Eggerscheidt empfingen 98 Prozent der Familien den Besuch des Jugendamtes. Am häufigsten drehen sich die Gespräche mit den Sozialarbeitern um Spielgruppen und Kita-Plätze. Aber auch Unterhaltszahlungen und Umgangsrechte sind Themen, die die jungen Eltern beschäftigen. Und glaubt man ihren Bewertungen, ist das Babypaket eine richtige Erfolgsgeschichte. 89 Prozent der Eltern bewerten den Besuch mit der Note „sehr gut“. „Befriedigend“ lautet das Urteil von elf Prozent der besuchten Familien.

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