Beherzte Ersthelfer retten 60-Jährigem das Leben

Als ein 60-Jähriger einen Herzstillstand erleidet, retten drei Passanten ihm das Leben.

Ratingen. „Die haben alles richtig gemacht. Mehr kann man von einem Erstretter wirklich nicht verlangen — toll!“ Dieser Ritterschlag von Jürgen Jakobowsky vom Rettungsdienst der Feuerwehr gilt Katharina Wender und Torsten Siebert sowie einem noch nicht bekannten türkischen Familienvater. Die drei haben am Sonntagnachmittag durch ihr beherztes und kundiges Eingreifen einem Mann das Leben gerettet: Der etwa 60-Jährige hatte auf der Süd-Dakota-Brücke einen Herzinfarkt erlitten, war vom Fahrrad gestürzt und reglos liegengeblieben. Die Minuten danach werden Katharina Wender und ihr Bekannter Torsten Siebert so schnell nicht vergessen.

„Wir wollten an dem schönen Sonnentag mit den Jungs Eis essen und fuhren gerade über die Brücke, als wir den Mann liegen sahen“, sagt die 27-jährige Mülheimerin. Der Wagen stoppt etwa 150 Meter hinter der Unfallstelle, Wender steigt aus und sprintet zu dem Gestürzten. „Er hatte die Augen auf, war aber nicht ansprechbar.“ Sie bringt ihn in die stabile Seitenlage. Torsten Siebert hat inzwischen den Rettungsdienst alarmiert. Ein türkische Familie hält ebenfalls am Unfallort. Sie erkennt den Mann wieder: Man war zuvor ein Stück Weges gemeinsam geradelt.

Als Wender ihm eine Jacke unter den Kopf legt, bemerkt sie, dass der Mann keinen Puls mehr hat. Sie dreht ihn zurück und beginnt mit der Herzmassage. Immer wieder presst sie rhythmisch mit beiden Händen auf das Brustbein des Patienten. Als sie erschöpft ist, löst Siebert sie ab.

Der Mann beginnt zu krampfen und Wender bekommt Angst, dass er an seiner Zunge ersticken könnte. Sie löst den Kieferkrampf, dann beginnt der türkische Familienvater mit der Mund-zu-Nase-Beatmung. „Der Mann hat einmal kurz reagiert, war dann aber wieder weg“, erinnert Wender sich.

Fieberhaft kämpfen die drei um das Leben des 60-Jährigen, bis endlich Rettungsdienst und Notarzt eintreffen — Minuten, die ihnen wie eine halbe Ewigkeit vorkommen. Die Profis setzen den Defibrillator an, stabilisieren den Kreislauf und bringen den Patienten ins Krankenhaus. „Ohne diesen Einsatz hätte der Mann wenig Chancen gehabt oder bleibende Schäden behalten“, sagt Jakobowsky.

Katharina Wender geht der Einsatz nicht aus dem Kopf. Immer wieder kommen die Bilder hoch. Wie geht es dem Mann jetzt? Ist er durchgekommen? Diese Fragen lassen sie nicht zur Ruhe kommen. Sie findet heraus, in welchem Krankenhaus er liegt und hinterlässt ihre Nummer. „Gestern rief er mich an und sagte, ich sei sein Schutzengel“, freut sie sich.

Auch Torsten Siebert beschäftigt der Rettungseinsatz immer noch: „So etwas macht man nicht alle Tage.“ Er ist aber froh, dass sie den Mann „halbwegs lebend“ den Profis übergeben konnten. „Aber wie würden wir uns fühlen, wenn wir es nicht geschafft hätten?“

Warum konnten sie so kundig helfen? Siebert: „Ich habe erst vor zwei Monaten firmenintern einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht — ein glücklicher Zufall.“ Und Katharina Wender hatte offenbar kaum etwas von den „Sofortmaßnahmen am Unfallort“ vergessen, die sie vor zwei Jahren für ihren Führerschein gelernt hatte.

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