Asylbewerber: Unterkünfte werden knapp

Die Zahl der Asylbewerber geht steil nach oben. Die Stadt sucht dringend Plätze und muss finanziell nachlegen.

Ratingen. Die Stadt hat Platznot: 2009 waren es nur 35, 2010 bereits 99, in diesem Jahr muss die Stadt aktuell rund 280 Asylbewerber unterkriegen. „Die Zahlen gehen steil nach oben. Das liegt zum einen an der Jahreszeit, zum anderen am Bundesverfassungsgericht“, sagt Eckhard Löwenstein, zuständiger Abteilungsleiter im Ordnungsamt.

Durch den Wegfall der Visumspflicht in Serbien und die Entscheidung des höchsten Gerichtes, dass Asylbewerber 55 Prozent mehr Bezüge — einen Teil davon in bar — bekommen sollen, kämen wieder deutlich mehr Asylbewerber.

In vielen Fällen seien es sogenannte Asylfolgeantragssteller, die im Frühjahr Ratingen verlassen hatten — bevor ihr Asylantrag abgelehnt wurde. Löwenstein: „Viele sind alte Bekannte, die früher in der Unterkunft Am Sondert gewohnt haben. Sie kommen jetzt zurück und stellen einen Folgeantrag.“

Der Abteilungsleiter geht davon aus, dass viele der Sinti und Roma sich im nächsten Frühjahr wieder auf den Weg in ihre Heimat machen. Es sei die schiere Not, die die Menschen hertreibe: Dort hätten sie keine Arbeit, viele seien krank und bekämen keine Gesundheitsversorgung — vor allem für die Kinder.

Finanziell muss die Stadt erst einmal draufsatteln: Der Stadtrat soll 240 000 Euro zusätzliche Mittel bereitstellen. Die Verwaltung kann sich dem Elend nicht verschließen, stößt aber langsam an die Grenzen, weil die Unterbringungsmöglichkeiten knapp werden. Löwenstein: „Die Unterkunft Am Sondert, die zeitweilig halb leer war, ist inzwischen voll bis auf den letzten Platz.“ Auch das Gebäude an der Mozartstraße in Homberg, von dem die Stadt sich schon längst trennen wollte, muss wieder reaktiviert werden.

Verschärfend kommt dazu, dass die Wohncontainer in Tiefenbroich wegen ihres maroden Zustandes ausgetauscht werden müssen (wir berichteten). Die rund 45 Personen, die an der Straße Am Gratenpoet leben, sollen Anfang Dezember vorübergehend in die leerstehende Martinschule umziehen — „für ein paar Wochen“, wie Löwenstein schätzt.

Bis Ende März 2013 sollen dann die neuen Wohncontainer in Tiefenbroich bezugsfertig sein. Die Stadt steht unter Zeitdruck, denn im Sommer muss die Martinschule wieder leer sein, um einige Ämter aus dem Rathaus aufnehmen zu können, wenn dieses leer gezogen wird.

Beim Ordnungsamt sucht man derweil fieberhaft nach Unterbringungsmöglichkeiten. Die alte Unterkunft an der Josef-Schappe-Straße steht nicht mehr zur Verfügung, sie wurde aus Kostengründen aufgegeben.

„Wir müssen uns ’was einfallen lassen, haben aber kaum Alternativen“, sagt Löwenstein. Die Anmietung von Zelten, wie es Anfang der 1990er-Jahre gemacht wurde, komme nicht infrage. „Wir wollen nicht die alten Zustände.“ Damals musste die Stadt mehr als 1300 Personen unterbringen.

Laut Löwenstein sei die Zahl der „klassischen“ Asylbewerber aus Kriegs- und Krisengebieten mit rund 150 „recht stabil“.

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