Andrea Mohr feiert ihren geliebten Rhein

In der Versöhnungskirche wird die Ausstellung „Wie viel Erde braucht der Mensch?“ gezeigt.

Andrea Mohr feiert ihren geliebten Rhein
Foto: Blazy

Ratingen. Es ist der Rhein, der die Künstlerin Andrea Mohr immer wieder inspiriert. Sie verarbeitet angeschwemmtes Holz zu Kreuzen, hält Momentaufnahmen auf Leinwänden fest. Derzeit zeigt eine Ausstellung in der Versöhnungskirche einen Teil ihrer Exponate - Titel „Wieviel Erde braucht der Mensch?“

Pfarrer Matthias Leithe ist die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Wie ein Kind bestaunt er zum wiederholten Male die einzelnen Kunstwerke, die derzeit in seiner Kirche gezeigt werden. Seine Augen strahlen, als sein Blick an einem riesigen Kreuz hängenbleibt. „Kunst ist Leben und dieses Kreuz steht für alles, was das Leben ausmacht, es ist einfach wunderbar.“

Matthias Leithe, Pfarrer

Aus zwei großen Treibhölzern hat Andrea Mohr das Kreuz gefertigt, es weiß angemalt, die Struktur schimmert hindurch. Die Mitte hat die Düsseldorfer Künstlerin vergoldet, in ihr befindet sich erneut ein kleines Kreuz. „Holz steht für Leben und Gold ist die Farbe der Auferstehung“, erläutert Leithe und tritt näher an das Exponat heran: „Wenn man genau hinschaut, sieht man, die Künstlerin hat in die Holzzwischenräume helles Grün gemalt, für mich zeigt dies, wie der Alltag durchbricht. Es passt so wunderbar hierher, dass ich im Gottesdienst schon mehrfach gefragt wurde, ob es bleiben kann.“ Und tatsächlich: Die Gestaltung der flachen Kirche — viel Holz, viel Backsteinwerk, viel Licht durch unzählige Fenster — all das gibt dem Kreuz und den anderen symbolischen Kunstwerken einen nahezu perfekten Rahmen. Es ist nicht die erste Kunstausstellung, die in der Versöhnungskirche gezeigt wird. In einem Umfeld, in dem viele unterschiedliche Nationen wohnten, sei die Kunst eine einheitliche Sprache, die alle verstünden, so Leithe, der die Ausstellungen nicht nach vorhandener christlicher Symbolik auswählt: „Kunst ist Leben, jede Kunst ist Leben und daher gehört generell erstmal jede Kunst hierher zu uns in die Kirche.“

Er wendet sich einer Gruppe von Seniorinnen des Migrationsdienstes zu, die zuerst ein wenig scheu und ratlos die Bilder und Skulpturen betrachten: „Schauen Sie, diese Bilder erzählen vom Leben am Fluss.“ Er zeigt auf viele kleine Leinwände. „Für unsere Künstlerin ist der Lieblingsfluss der Rhein, aber Sie alle werden Flüsse in Erinnerung haben, die Sie aus Ihrer Heimat kennen.“ Mühelos schafft er es mit wenigen Worten, den Damen den Zugang zu den Exponaten zu öffnen. „Sie können den Fluss auch sehen als etwas Fließendes, so wie Ihr Leben. Wo komme ich her? Wo sind meine Wurzeln? Was erwarte ich noch von meinem Leben?“

Künstlerin Andrea Mohr beobachtet zurückhaltend das Geschehen, die Reaktionen auf ihre Kunst. Sie wirkt sanft in ihrer wollenen Strickjacke und spricht mit warmer Stimme leise und bedächtig. Es scheint, als lausche sie fast lieber den Worten des Pfarrers, als selbst über ihr Schaffen zu erzählen. Der leitet den Blick der Seniorengruppe auf einige Leinwände, die die Rheinaue vor dem Wohnhaus der Künstlerin in intensiven Farbtönen zeigen: „Das Besondere ist, dass sie genau die Stelle zeigen, an der ich als junger Mann häufig fürs Abitur gelernt habe. Zufälligerweise bin ich genau dort, wo Andrea Mohr heute wohnt, selbst aufgewachsen.“

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