Als der Eiffelturm in Breitscheid stand

Vor 25 Jahren wurde Minidomm geschlossen. Viele trauern dem Autokino und den Wahrzeichen Europas heute noch nach.

Als der Eiffelturm in Breitscheid stand
Foto: Minidomm

Ratingen. Die erste Knutscherei im Autokino, Schloss Neuschwanstein und der Dresdner Zwinger im Miniaturformat, dazu ein Restaurant mit gigantischer Terrasse — das war die Welt von Minidomm, einem Freizeitpark, wie es ihn schon lange nicht mehr gibt. Seit über einem viertel Jahrhundert existiert die Modell-Welt von Georg Dommel mit naturgetreuen Nachbauten europäischer Wahrzeichen nicht mehr. Ganz zum Kummer vieler Ratinger. Dennoch ist Minidomm, das einstige Highlight in Breitscheid, unvergessen. Nicht nur die Lintorfer Heimatfreunde halten die Erinnerung wach, zum Beispiel mit historischen Fotos auf ihrer Facebook-Seite. Sogar ein Fan-Verein existiert immer noch und ist weiter auf der Suche nach Erinnerungsstücken.

Als der Eiffelturm in Breitscheid stand
Foto: Blazy

Die Eröffnung des 26 Millionen Mark teuren Parks am 2. April 1967 war schon spektakulär. Als zwei Jahre später im September das Autokino mit 522 Plätzen dazu kam, war das quasi das Sahnehäubchen für viele Ratinger und Menschen aus der Umgebung. Das Minidomm-Autokino war über viele Jahre die Nummer eins unter allen deutschen Filmtheatern und das erste Autokino, das Erstaufführungen zeigen durfte. Lautsprecher und elektrische Heizlüfter konnte man ins Auto stellen. Unvergessen bleibt das Quietschen der Scheibenwischer bei Regen.

Viele Prominente hat Minidomm während seiner Blütezeit gesehen. Das Kölner Original Willy Millowitsch — der vor 19 Jahren starb — gehörte dazu. Er war dabei, als 1972 im ersten und zweiten Obergeschoss des Restaurants ein Hotel mit 48 Betten eröffnet wurde. Mit Blick auf Eiffelturm und den Schiefen Turm von Pisa natürlich. Minidomm war das Kind von Wilhelm Dommel, freischaffender Künstler und Architekt, 1914 in Düsseldorf geboren und maßgeblich am Wiederaufbau seiner Heimatstadt beteiligt. Im Laufe der 1970er Jahre wuchs Minidomm — unter anderem durch das Engagement seines Sohnes Georg — stetig.

Bauwerke aus der ganzen Welt ergänzten den Park, alle übrigens mit verblüffender Genauigkeit nachgebildet. Minigolf- und Bogenschieß-Anlage, Spielplatz und Filmtheater im Waggon der Wuppertaler Schwebebahn und ein Märchenwald mit beweglichen Märchenspielen kamen als Attraktionen hinzu. Den Ideen von Georg Dommel waren offensichtlich keine Grenzen gesetzt. Wohl aber deren Realisierung durch die Auflagen der Stadt Ratingen. Die Erweiterungspläne für den Vergnügungspark wurden abgelehnt.

Ende der 80er Jahre war abzusehen, dass der Freizeitpark in der alten Form nicht überleben konnte. Die Besucherzahlen sanken. Von Georg Dommel angekaufte Flächen lagen brach. Die einst strahlende heile Miniaturwelt verfiel. Kurz nach dem 25. Geburtstag des Parks am 31. Oktober 1992 wurde Minidomm für immer geschlossen.

Nachdem der Versuch Dommels misslang, alle Modelle nach China zu verkaufen, wurden das Inventar einzeln veräußert — von der Hundetränke bis zum Eiffelturm. Vieles blieb in Ratinger Besitz, einige Modelle gingen an die Städte, deren Originalbauwerke als Vorlage für Dommels kleine Welt dienten. Ein Modell wurde sogar Gehege für eine Schildkröte. Später wurde das ehemalige Hotel vorübergehend zur Unterkunft für Asylbewerber. Das Erdgeschoss musste aus Sicherheitsgründen zugemauert werden. 1996 stand das Gebäude innerhalb von vier Wochen zweimal in Flammen. Kein schönes Ende für den Traum zweier kreativer Männer: Wilhelm und Georg Dommel.

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