Älterwerden: Mit 60 endlich ein Rabenaas

Kultur: Henrike Müller-Moll liest am Donnerstag aus ihrem Buch.

Ratingen. „Ich hatte richtig Panik davor, 60 zu werden“, sagt Henrike Müller-Moll. Heute geht die inzwischen 62-Jährige ganz entspannt und durchaus offensiv mit dem Thema Alter um. Es ist zu ihrem Steckenpferd geworden. Das Buch „Ein Rabenaas wird 60“ hat sie bereits veröffentlicht, an einem zweiten arbeitet sie gerade.

Henrike Müller-Moll hat in ihrem Leben viel gesehen: Als Modedesignerin arbeitete sie unter anderem in Kapstadt. Später war sie Fach-Redakteurin für Mode. Seit 26 Jahren lebt die gebürtige Bonnerin nun in Ratingen. „Mein Mann kommt hierher“, sagt Henrike Müller-Moll. Aber obwohl sie nicht mehr ständig durch die Welt reist — langweilig wird es Müller-Moll nicht so schnell. Mitte der 1990er Jahre hat sie mit dem Schreiben begonnen und zwei Bücher für Kinder verfasst. Dann hat die 62-Jährige aus privaten Gründen jahrelang nicht geschrieben: „Es war eine schwierige Zeit“, mehr möchte die Wahl-Ratingerin nicht dazu sagen.

Vor dem 60. Geburtstag aber hat sich Müller-Moll so viele Gedanken über das Älterwerden gemacht, dass es für ein Buch gereicht hat. „Da habe ich auf lustige Art all meine Gedanken zu dem Thema zusammengetragen.“ Müller-Moll hat viel recherchiert und eine so große Zahl an Fakten und Eindrücken gesammelt, dass es für ein zweites Buch — „Generation alterslos“ — reicht. „Ich finde es etwa interessant, dass auf einmal alle um uns Alten werben“, sagt die Autorin: „Aber bei uns steckt das Geld, und wir sind die einzige Zielgruppe, die noch wächst.“ Auf einmal entstünden Begriffe wie „Best-Ager“ oder „Silver Economy“. „Früher hat man einfach alte Schachtel gesagt“, scherzt Henrike Müller-Moll. Sie hat gelernt humorvoll mit ersten Fältchen umzugehen. „Es gibt Dinge, die wirken in meinem Alter einfach lächerlich“, sagt die 62-Jährige. Die Konsequenz: Mit Rollerblades fährt sie nicht mehr durch die Gegend, und „kleine Fummel“ trägt sie auch nicht mehr. „Mann muss authentisch wirken, das ist wichtig.“

Brav wird sie mit zunehmendem Alter aber nicht — ganz im Gegenteil: „Ich war immer lieb und nett, jetzt bin ich etwas frecher als früher.“ Man müsse lernen auch einmal „Nein“ zu sagen.

Henrike Müller-Molls Theorie: Älter werden kann toll sein, wenn man geistig fit ist. „Der größte Fehler, den man machen kann, ist es, sich und seine Freunde zu vernachlässigen“, sagt sie. Man müsse Sport treiben, Hobbys nachgehen und Kontakte pflegen. „Damit man nicht verzweifelt, weil die Kinder aus dem Haus sind, man sich langweilt und vereinsamt“, sagt Müller-Moll.

Ganz und gar nicht einsam wird es hoffentlich Donnerstag Nachmittag: Henrike Müller-Moll trägt Amüsantes aus ihrem ersten Buch vor. Es ist nicht ihre erste Lesung, aber trotzdem: „Ich bin sehr aufgeregt. Ich will den Leuten Spaß bieten, und in Ratingen habe ich ja quasi ein Heimspiel. Da will ich mich nicht blamieren.“ Alle Menschen, die noch vor ihrem 60. Geburtstag stehen, kann Müller-Moll übrigens beruhigen: „Nach dem 60. war der Druck weg und alles besser.“

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