Ratingen: Schulhund Dora verbessert das Schulklima

Das Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg Ratingen hat einen tierischen Pädagogen engagiert: Schäferhundmischling Dora. Die Erfahrungen sind durchweg positiv.

Ratingen. Vanessa (Name geändert) hatte Probleme, viele und große Probleme. Das sah man ihr an. Doch die 17-Jährige wollte sich nicht mitteilen, sich niemandem anvertrauen. Auch Melinda Meinert, seit 2006 Sozialarbeiterin am Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg (AJC), stieß bei Vanessa auf Granit.

Eines Tages kam Vanessa aber in der Pause ins Lehrerzimmer: Sie wollte einmal Dora, Meinerts dreijährigen Schäferhundmischling streicheln. Von da an kam Vanessa fast regelmäßig zum Streicheln. Und irgendwann kuschelte sie sich zu Dora auf die Decke und fing an, dem Hund von ihren Nöten und Sorgen zu erzählen. Sie redete sich den ganzen Ballast von der Seele, sprach über Angst, Frust und häusliche Gewalt.

"Alleine wäre ich nie an das Mädchen herangekommen, Dora hat das Eis gebrochen", erinnert sich Melinda Meinert. Anschließend war Vanessa offen für Gespräche mit der Sozialarbeiterin, gemeinsam suchte man nach Lösungswegen - und fand sie auch.

Nach Absprache mit Schulleiter Lothar van den Kerkhoff hatte Melinda Meinert vor drei Jahren ihre Dora mit an die Schule gebracht - damals als dreimonatigen Welpen. Es war ein Versuch. "Ich wusste aus wissenschaftlichen Studien, dass Hunde an Schulen einen pädagogischen Nutzen haben." Aber wie reagierten Schüler und Kollegium? Durchweg positiv.

Schon bald stellte sich heraus, dass der kecke Vierbeiner mit den braunen Augen erheblichen Einfluss ausübte. "Introvertierte Schüler öffneten sich, extrem aggressive hielten sich auf einmal zurück, zeigten Respekt. Und sogar im Lehrerzimmer bei Konferenzen war der Geräuschpegel deutlich geringer, wenn Dora dabei war", zählt Meinert auf. Woran das liege, wisse sie nicht.

Tatsache ist, dass Dora gerade in unruhigen und aggressiven Klassen durch ihr ausgeglichenes Wesen beruhigend auf die Schüler wirkt und für ein angenehmes Lernklima sorgt.

2008 holte sich Meinert beim Schulamt und Gesundheitsamt die Genehmigungen für den Einsatz von Dora als Schulhund. Und davon gibt es allein aus hygienischen Gründen eine ganze Menge. Der Besuch einer Hundeschule wurde ebenfalls vorgeschrieben, außerdem musste die Sozialarbeiterin für ihren künftigen "Mitarbeiter" einen Gehorsams- und Wesensnachweis beibringen. "Ich habe auch überlegt, Dora zum Therapiehund ausbilden zu lassen, aber diese Ausbildung ist sehr teuer."

Vor einem Jahr gab die Schulkonferenz am Berufskolleg dann grünes Licht und genehmigte den Einsatz des Schulhundes. Lothar van den Kerkhoff war es danach ein besonderes Vergnügen, Dora als neues Mitglied des Lehrerkollegiums zu begrüßen.

Vielleicht nicht ganz uneigennützig: Denn auch die Lehrer profitieren von der Anwesenheit der Hündin. Meinert: "Es gibt etliche Kollegen, die nach einer anstrengenden Unterrichtsstunde Kuschelbedarf haben oder mit Dora draußen eine Runde gehen wollen." Eine kleine Zulage fürs Futter gibt’s vom Berufskolleg übrigens nicht, aber ein Leckerchen wird schon mal zugesteckt.

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