Ratingen: Frau Doktor und das liebe Vieh

Was die Ratinger Tierärztin Antje Jatzlau so alles bei ihrer Arbeit erlebt, ist in einer täglichen TV-Serie zu sehen.

Ratingen. Daheim ist sie zurzeit eher selten. Unterwegs dafür umso mehr. Das Leben der Tierärztin Antje Jatzlau ist im Moment, salopp gesprochen, tierisch aufregend. Hund, Katze und Pferd sind ohnehin ihr tägliches Metier. Seit Montag steht sie zusätzlich im Mittelpunkt einer täglich ausgestrahlten WDR-Serie, bei der sie Zuschauern landwirtschaftliche Nutztiere näher bringt.

"Ich habe keinen Stress, ich habe bloß keine Zeit", sagt die blonde Veterinär-Medizinerin lachend. Wenn sie dann also nach einem ganz normalen Arbeitstag - Hausbesuche bei ihren Patienten und Dreharbeiten inklusive - zu Hause ist, sitzt sie zurzeit am liebsten auf dem Sofa. "Da atme ich dann tief durch und versuche zu entspannen."

Der alte Bauernhof am Blomericher Weg, auf dem sie lebt und der ihr Lebenstraum ist, liegt im idyllischen Nirgendwo zwischen Breitscheid und Hösel. Aber die Praxis auf dem Land ist nicht nur eine rosarote Aneinanderreihung romantischer Momente. "Tierarzt ist ein 24-Stunden-Job", erläutert Antje Jatzlau.

Auf ihrer "kleinen Farm" leben Pferde, Hunde, Katzen, Kaninchen, Hühner, Enten, Gänse, die sehr dicke Sau Rosa, Kuh Resi, Ziege Klementine und das einjährige Eselchen Balthasar. Sie wollen alle betreut werden. Zusätzlich weidet auf der Koppel eine Schafherde - derzeit sind es nur die 45Mutterschafe, mit Lämmern sind es gerne über hundert Exemplare -, die von den Hütehunden bewacht wird.

Denn Antje Jatzlau ist nicht nur Tierärztin, sondern auch Tiertrainerin und Schäfermeisterin. Und ihre Liebe zu den Kleinsten und Schwächsten scheint unerschöpflich zu sein.

"Verrückt nach Tieren" war sie schon als kleines Mädchen. Hamster, Meerschwein, weiße Mäuse - "ich habe meine Mutter mit meiner Tierliebe genervt", sagt sie. Nach dem ersten Hund kaufte sie sich 16-jährig ihr erstes eigenes Pferd. "Um Geld zu verdienen, habe ich jeden Job angenommen, den ich bekommen konnte." Vom Kinder hüten, Zeitungen austragen, Stall ausmisten und Reitunterricht geben war alles dabei.

Dass sie Tiermedizin studieren würde, "stand immer fest". Plan B war eine Molkerei und Schäferei. Während ihres Studiums in Hannover bekam die Ratingerin zwei Söhne, Maximilian und Jonathan, heute 22 und 23 Jahre alt. Für die strickte die junge Mutter und Studentin Schafswollhöschen.

"Die komplette Wolle von fünf Schafen habe ich damals geschoren, gewaschen, versponnen, um die Wolle zu verarbeiten", erinnert sie sich. Und entwickelte nebenbei eine Quelle, um ihr Studium finanzieren zu können, denn auch andere Mütter wollten für ihren Nachwuchs die ökologisch wertvollen Strickhosen.

Auch das scheint typisch für die Power-Frau: Sie ist ebenso zielstrebig wie ideenreich und hat keine Furcht vor neuen Projekten. Ein großes Ziel steht in diesem Jahr noch an, die Tierarztpraxis auf dem Hof soll offiziell eröffnet werden. Dazu werden im Moment Räume ausgebaut und verschiedene bautechnische Aufgaben erledigt.

Das managt Antje Jatzlau nebenher. Aber nun reicht es sogar ihr. Die Frage, was als nächstes ansteht, beantwortet sie mit einem entschiedenen: "Nichts mehr. Es ist alles da." Und lacht überaus zufrieden.

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