Pilz-Experte: Ziegenlippe und Zinnobertäubling sind eine Wissenschaft für sich

Rainer Wald ist Sachverständiger für Pilze und auf der Suche nach seltenen Arten. Feuchtes Wetter ist ideal für das Wachstum.

Kreis Mettmann. Bewaffnet mit einem großen Rucksack, Plastikdosen, Alufolie und festem Schuhwerk macht sich Rainer Wald bereit. Noch im Auto sitzend, wandert sein Blick über Plätze und Wiesen. Wenn es sich lohnt, hält er an und schaut sofort nach.

Der Orangefuchsige Rauhkopf, ein Nadelholzröhrling oder Ziegenlippen sind das Objekt seiner Begierde. Rainer Wald ist passionierter Pilzsammler und zudem Sachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie.

Zwei- bis dreimal pro Woche wandert der Monheimer durch die Wälder auf der Suche nach Pilzen. Obwohl die meisten erst im Herbst zu finden sind, wachsen schon jetzt viele Pilze in den Wäldern im Kreis Mettmann. Grund ist das feuchte Wetter, das Pilzen die ideale Voraussetzung zum Wachsen gibt.

"Ich bin als Kind schon mit meinem Onkel und meinem Vater Pilze sammeln gegangen", erzählt Rainer Wald. Vor rund acht Jahren nahm er an Seminaren in der Eifel teil, bildete sich weiter und ist nun als Pilzsachverständiger tätig. "Ich gebe Seminare oder berate auch Pilzsammler, wenn sie sich unsicher sind", sagt Wald.

Dazu gehören wichtige Tipps: Pilze können abgeschnitten oder vorsichtig herausgedreht werden. Die zurückbleibenden Löcher sollten mit etwas Moos oder Erde wieder verschlossen werden, damit das Pilzgeflecht nicht austrocknet. Anfänger begehen den Fehler, dass sie verschiedene Sorten zusammen in einen Korb werfen. Sind gefährliche Giftpilze dabei, muss alles entsorgt werden. Denn Bruchstücke von Lamellen der Giftpilze könnten zwischen die Speisepilze geraten sein.

Sich als Laie mit Messer und Körbchen bewaffnet auf den Weg ins Unterholz zu machen und in kniffligen Situationen auf ein bunt bebildertes Bestimmungsbuch zurückzugreifen, davon kann Wald nur abraten. Als Pilzsachverständiger schüttelt er über Aussagen, wie "Ich kenne alle heimischen Pilze" nur den Kopf. "Das ist unmöglich", sagt er. Zu viele Arten und Unterarten gibt es. Manche stehen unter Naturschutz, andere sind so giftig, dass schon wenige Gramm lebensgefährlich sein können.

Der Grüne Knollenblätterpilz ist so ein Fall. Den Namen haben zwar die meisten Menschen schon gehört, aber erkennen kann ihn nur das geschulte Auge. Wird er fälschlicherweise verzehrt, kann dies binnen weniger Tage zum Tod führen.

Als Pilzsachverständiger wird Wald von Krankenhäusern oder Ärzten konsultiert, wenn beispielsweise Kleinkinder beim Spielen Pilze gegessen haben. "In diesem Jahr bin ich schon sechsmal gerufen worden", erzählt er.

Seiner Leidenschaft für diese Gewächse kann die Gefährlichkeit keinen Abbruch tun. "Es ist gar nicht mal so, dass ich Pilze liebend gern esse, ich sammle sie lieber und freue mich, wenn ich eine seltene Art entdecke." Dafür fährt er regelmäßig in die Eifel, dort gibt es viele Wälder mit guten Pilzbeständen.

Aber auch im Kreisgebiet lohnt es sich, zu sammeln. "Die Wälder im Bergischen Land sind eigentlich immer ertragreich. Rund um Velbert wird man oft fündig", meint Wald. Allgemein gilt, dass Pilze in der Regel mageren, sauren Boden bevorzugen. Brombeerbüsche, viel Laub oder Holundersträucher sind ein sicherer Indikator dafür, dass es sich dort nicht lohnt zu suchen.

Wer glaubt, möglichst tief im Unterholz verschwinden zu müssen, liegt auch nicht richtig: "Viele Pilze wachsen gerade an Wegrändern", weiß Wald. Im Kreis kennt er mehrere Stellen, an denen es sich lohnt, nach bestimmten Speisepilzen wie Pfifferlingen oder Steinpilzen Ausschau zu halten, "aber wenn diese Plätze zu viele kennen, ist bald nichts mehr da." Ähnlich verhält es sich mit Morcheln. "Da weiht man eigentlich keinen ein", so Rainer Wald.

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