Not-OP: Rüde schluckt Nadeln

Nach Solingen, Hilden und Erkrath wurden jetzt auch in Ratingen präparierte Hundeköder gefunden.

Ratingen/Erkrath. Es ist Mittwochnachmittag auf der Wiese am Maximilian-Kolbe-Platz in Ratingen-West. "Benny", ein zehnjähriger Australian-Shepherd-Labrador-Mischling, tollt unbeschwert umher. Vom Rand aus beobachtet sein Herrchen das muntere Treiben. Was der 22-jährige Ratinger nicht weiß: In einem unbemerkten Augenblick hat "Benny" etwas verschluckt, das ihm einen Tag später fast das Leben kosten wird.

Mit Koliken muss der Hund am Donnerstagmittag in die Tierklinik nach Düsseldorf. Die Ärzte zögern keine Minute. Sie operieren denMischling, der in akuter Lebensgefahr schwebt, sofort. Auf dem OP-Tisch wird dann traurige Gewissheit, was sich schon am Tag zuvor andeutete: "Benny" wurde das Opfer eines Hundehassers. Er hatte einen Fleischköder mit etwa drei Zentimeter langen Stecknadeln präpariert und ihn irgendwo im Parkgebüsch versteckt.

Nachdem "Benny" zu Hause bereits drei Nadeln erbrochen hatte, wurden ihm elf weitere operativ entfernt. An zwei kamen die Ärzte nicht heran, es bleibt nur die Hoffnung, dass der Hund sie auf natürlichem Wege los wird. Ob "Benny" das gelingt und ob er überhaupt wieder gesund wird, stand laut Tierklinik bis Freitag noch nicht fest.

Sandra Zugowski, Bekannte von "Bennys" Herrchen und selbst Hundebesitzern, wird "Angst und Bange", wenn sie an das Schicksal des Mischlingsrüden denkt. "So kann das nicht weitergehen", schüttelt sie den Kopf. "In letzter Zeit hört man immer wieder von solchen Fällen."

Gleich von vieren weiß die Ratingerin zu berichten: am Bachweg hinter der Häusergruppe "Lindwurm", an der Wiese gegenüber, zwischen Max-Planck- und Berliner Straße, sowie im Pargelände "Rodelberg" - überall seien in den vergangenen Tagen präparierte Köder gefunden worden. "Augenscheinlich bestehen sie aus gebratenem Fleisch in Form eines Cevapcici und werden mit Nadeln bestückt."

Die Polizei tappt im Dunkeln. Natürlich seien die Beamten nach den Fällen vor wenigen Tagen im Grenzgebiet zwischen Solingen und Hilden, Anfang dieser Woche in Erkrath sowie jetzt in Ratingen in erhöhter Alarmbereitschaft, sagt Pressesprecher Frank Sobotta. "Aber wir haben keinerlei Anhaltspunkte." Zumal davon auszugehen sei, dass der Täter die Köder im Schutz der Nacht auslegt. "Genauso wenig können wir bisher sagen, ob es sich bei den Fällen um ein- und denselben Hundehasser handelt oder ob Trittbrettfahrer unterwegs sind." Weil die Tatorte räumlich weit auseinander liegen, geht Sobotta von verschiedenen Personen aus.

Das Strickmuster ist dagegen stets gleich: Wie jetzt in Ratingen hatte Anfang der Woche in Erkrath-Hochdahl ein Hund einen mit Stecknadeln versetzten Köder gefunden. Wie "Benny" musste er notoperiert werden. Rund um den Klinkerweg in Hochdahl fand die Polizei mehrere solcher Köder - mit Nadeln durchstochene Käse-, Speck- und Trockenfleischstücke. Wobei die Nadeln zum Teil sogar umgebogene Enden hatten, so dass man sie nicht von den Ködern lösen konnte. Ähnliches galt für einen Fall, der sich Mitte vergangener Woche in der Ohligser Heide zwischen Hilden und Solingen ereignete.

"Wir appellieren an die Hundebesitzer, die Augen offen zu halten", sagt Sobotta. "Sobald sie etwas Verdächtiges bemerken, sollen sie sofort anrufen." Auch baue er auf "andere Hinweise". Sobotta: "Möglicherweise gibt es eine Vorgeschichte. Zum Beispiel Streit zwischen Hundebesitzern und Leuten, die sich von den Tieren oder ihren Hinterlassenschaften belästigt fühlen. So etwas kann in einen blinden Hundehass mit solchen Resultaten ausufern."

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