Niedrige Preise und hohe Auflagen: Bauern warnen vor dem Hofsterben

Landwirtschaft: Wirtschaftskrise und EU machen sich bemerkbar.

Kreis Mettmann. "Wir blicken dank der guten Witterungsbedingungen auf eine ertragreiche Getreide- und Rapsernte in guter Qualität zurück", sagte Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Allerdings - und das ist auch für die Bauern im Kreis sehr bitter - können diese zumeist nur zu historischen Tiefpreisen vermarktet werden.

"Die Wirtschaftskrise hat sich auch bei uns bemerkbar gemacht. Innerhalb von nur zehn Monaten ist das Preisniveau von Getreide über Gemüse bis zu Milch auf den niedrigsten Stand aller Zeiten gefallen", sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende Karl Bröker. Die Getreidepreise aus der Ernte liegen zwischen sieben und zehn Euro, Milchpreise würden zum Jahresabschluss 24 Cent betragen - zehn Cent weniger als noch im Vorjahr. "Das deckt natürlich noch nicht einmal unsere Kosten", so Dahlmann.

Zudem würden immer mehr Nahrungsmittel mit chemischen Zusätzen und Geschmacksverstärkern bearbeitet, die die hochwertigen Landwirtschaftsprodukte kostengünstiger ersetzen. Etwa 20 Prozent an Umsatzeinbußen seien zu erwarten. Die Bauern müssten "mit einer Stimme sprechen", um zu verhindern, dass sie von den Discountern gegeneinander ausgespielt und von ihnen die Preise diktiert werden.

Probleme es auch bei den landwirtschaftlichen Nutzflächen. "15 Hektar Fläche werden den Bauern in NRW täglich weggenommen", sagt Bröker. So sei beispielsweise der Lückenschluss der A44 zwar notwendig, aber man könne mit Rücksicht und geeigneten Maßnahmen die entstehenden Landverluste für die Bauern erträglicher machen. Auch die verstärkten Auflagen um die zahlreichen Natur- und Wasserschutzgebiete sowie der "Masterplan" zur Optimierung der Landschaft des Kreises sind der Kreisbauernschaft ein Dorn im Auge.

"Wir stehen dem Landschaftsschutz sehr positiv gegenüber. In der ohnehin schon schwierigen wirtschaftlichen Lage, erschweren uns immer weitere Auflagen die Arbeit unnötigerweise noch zusätzlich. Das können wir nicht akzeptieren", sagt Martin Dahlmann.

Diese Probleme bringt die deutschen Bauern auch im europäischen Vergleich ins Hintertreffen. "Die EU bringt für alle Landwirte Auflagen heraus, allein in Deutschland werden diese aber noch zusätzlich verschärft. Das bringt uns natürlich in eine schlechtere Wettbewerbsposition", sagt Kreisverbandsdirektor Marcel Terhardt.

Die Folgen seien weitreichend und lassen sich mittlerweile sogar am "Hofsterben" ablesen. Etwa zwei bis drei Prozent der Betriebe würden mittlerweile jährlich pleite gehen. "Auch im Kreis sind mehrere Betriebe zahlungsunfähig", sagt Terhardt.

Da helfen auch nicht die Subventionen. "Die haben die meisten Bauern nämlich schon im Voraus verpfändet, um den Betrieb am Laufen zu halten", sagt Terhardt. Daher machen sich die Landwirte für eine Risikoausgleichsrücklage stark, um in guten Jahren eine effektive Eigenvorsorge starten zu können, die dann in schlechten Zeiten helfen soll.

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