Nette Idee fürs Geschäft

Die Alternative zu öffentlichen WCs ist das Konzept „Nette Toilette“. Sie kostet die Städte kein Geld.

Kreis Mettmann. Jeder kennt es, und das Gemeine an der Sache ist: Er kommt unerwartet, gerne beim Bummeln durch die Innenstadt — der Drang, schnell eine Toilette finden zu müssen. Da sind öffentliche Anlagen höchst willkommen. Doch was, wenn die Stadt kein öffentliches WC vorhält? Heißt es dann: tapfer sein und durchhalten? Mitnichten. Zumindest Rathäuser und städtische Büchereien gewähren Erleichterung. Wer nach deren Öffnungszeiten aufs stille Örtchen muss, hat Pech gehabt. Vor allen Dingen, wenn es keine öffentlichen Toiletten gibt.

Die sieht der Bund der Steuerzahler aber sowieso kritisch: Sie seien zu teuer. Er spricht sich für das Konzept der „Netten Toilette“ aus. Dabei stellen Gastronomen oder Händler ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung. Aufkleber an der Eingangstür zeigen, dass es dort eine „Nette Toilette“ gibt. Der Bund der Steuerzahler sieht in diesem Konzept nur Vorteile: Bürger fänden bis tief in die Nacht hinein eine Toilette, und die Stadt spare Geld.

Bis jetzt gibt es „Nette Toiletten“ aber nur in Monheim. Dort wurden sie 2007 auf Anregung des Seniorenrats eingeführt. Velbert wird in den kommenden Wochen nachziehen. Zwar gibt es in der Stadt drei öffentliche Toiletten, darunter auch ein Hightech-WC mit Selbstreinigungsfunktion im Stadtteil Neviges, das die Stadt vor Jahren 112 000 Euro gekostet hat.

Aber nachdem es in Velberts Innenstadt keine öffentliche Toilette mehr gibt, wurde in politischen Gremien die „Nette Toilette“ ins Spiel gebracht. Allerdings wird sie dort anders heißen: „Stille Örtchen“, denn der Begriff „Nette Toilette“ ist geschützt.

In Monheim nutzen Bürger die „Netten Toiletten“: „Wir haben den Aufkleber nun schon lange. Es sind schon häufig Bürger gekommen, um das Angebot zu nutzen“, sagt Ilse Matthiesen, Ehrenamtlerin im Louise-Schröder-Haus der Awo in Monheim.

Aber es gibt auch ein Problem. Nicht jeder nimmt die Aufkleber wahr. Wie Monika Ingenstou-Schäfer: „Die Aufkleber sind mir noch nie aufgefallen“. Wenn sie in der Stadt eine Toilette sucht, gehe sie in ein Lokal und frage, ob sie das WC benutzen könne. „Und dann gebe ich auch gerne 50 Cent dafür. Öffentliche Toiletten sollten aber kostenlos sein.“

Sind sie aber nicht: In Ratingen zahlen die Nutzer der öffentlichen Toilette 50 Cent pro Sitzung. Das WC hat 110 000 Euro gekostet. Die Stadt rechnet mit jährlich 10 000 Euro Folgekosten. „Die ,Netten Toiletten’ haben den Nachteil, dass sie ja nicht immer genutzt werden können, zum Beispiel wenn die Läden geschlossen sind“, sagt Joachim Reinberg vom Gebäudemanagement Ratingen.

In Hilden steht in der Nähe vom Alten Markt eine öffentliche Toilette. Die Stadt hat sie an ein Unternehmen verpachtet, das Reinigung und Instandhaltung übernimmt. Jährliche Kosten: 35 000 Euro. „Man könnte die Idee der netten Toilette aufgreifen. Man müsste aber sehen, wie die Resonanz aussieht“, sagt Christian Schwenger von der Wirtschaftsförderung Hilden.

In Langenfeld haben Bürger die geringsten Probleme, eine öffentliche Toilette zu finden. Durch die vielen Center gibt es mehrere kostenfreie WCs. Dadurch entstehen für die Stadt keine Kosten. „Wir haben an zusätzlichen Toiletten nur bei größeren Veranstaltungen Bedarf“, sagt Jan Christoph Zimmermann vom Citymanagement.

In Erkrath ist das Fehlen öffentlicher WCs ein Problem. Kostenlose Toiletten für Bürger, die außerdem behindertengerecht sein sollten, finden sich nur in Verwaltungsgebäuden. Daher sei das Konzept der „Netten Toilette“ interessant für Erkrath, sagt der Leiter des Bürger- und Ordnungsamtes, Matthias Tacke. „Es wurde auch schon darüber diskutiert.“

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