Neanderthal Museum: Anfassen erwünscht!

Die neue Ausstellung „Phänomenale Welten“ bringt die Naturwissenschaften Groß und Klein näher.

Kreis Mettmann. Klick-klack-klick-klack. Fasziniert verfolgt Lizzi, wie die Kugeln des überdimensionalen "Großen Klick Klack" (auch bekannt als Newton-Wiege oder Kugelstoßpendel) gegeneinander schlagen. Klick-klack-klick-klack. Ganz nah geht die Siebenjährige an das Schild neben dem Exponat heran und liest laut vor: "Werden immer so viele Kugeln bewegt, wie angestoßen werden?"

Lange Überlegungen sind nicht Lizzis Sache, wenn sie es auch einfach ausprobieren kann: Die Zweitklässlerin nimmt die äußerste Kugel von rechts und läßt sie gegen die anderen prallen. Die am weitesten links hängende Kugel wird abgestoßen. Klick-klack-klick-klack. "Und jetzt mit zwei!" Gesagt getan. Und tatsächlich: Wenn Lizzi zwei Kugel anstößt, dann werden auch am anderen Ende auch zwei Kugeln abgestoßen. Klick-klack-klick-klack.

"Cool", findet sie das erste Ausstellungsstück der Mitmach-Ausstellung "Phänomenale Welten" die im Neanderthal Museum zu sehen ist. Doch lange ist die junge Mettmannerin an dem Pendel nicht zu halten. Schließlich gibt es noch 17 weitere technische und naturwissenschaftliche Phänomene, die in der interaktiven Ausstellung präsentiert werden.

Konzipiert ist die Ausstellung für Groß und Klein. "Anfassen erwünscht" statt "berühren verboten". Und das lässt sich Lizzi natürlich nicht zweimal sagen. Ab gehts zum nächsten Versuch: Drei gekrümmte und eine gerade Bahn mit jeweils einem Ball sind dort aufgebaut.

"Du musst jetzt sagen, auf welcher Bahn die Kugel am schnellsten ins Ziel rollt", wird Lizzi von Ausstellungsbetreuer Frank Rothfuß gefragt. "Ich glaube, dass die Kugel auf der Bahn am schnellsten ist, die keinen Bogen macht. Die Strecke ist ja viel kürzer", sagt Lizzi. Für sie ist die Sache sonnenklar.

Aber tatsächlich kommt der Ball als erstes an, der auf der Bahn mit dem stärksten Gefälle gestartet wurde. "Das liegt daran, dass die Kugel auf dem Gefälle mehr Geschwindigkeit aufnimmt", erklärt Rothfuß.

Lange Erklärungen interessieren Lizzi auch nicht so sehr. Und weil auch wohl kein Kind große Lust darauf hat, haben sich die Konstrukteure der Ausstellung die schriftliche Beschreibung der naturwissenschaftlichen Vorgänge kurzerhand gespart. "Dafür haben wir Scouts, die den Kindern die Versuche erklären", sagt Beate Schneider, Leiterin der Museumspädagogik.

Lizzi schaut sich viel lieber in den gewellten Spiegeln an. "Guck mal, ich habe ganz kurze Beine und einen gaaaaanz langen Oberkörper", sagt die Grundschülerin lachend. Den Sehtest aus fünf Meter Entfernung besteht das Mädchen mit Bravour.

Und als Architektin könnte Lizzi auf jeden Fall Karriere machen. Denn: die Brücke aus Bauklötzen hat sie fehlerfrei gebaut. Und nach anfänglich zittrigen Beinen und leichtem Gewackel traut sich Lizzi sogar, leichtfüßig einige Schritte auf ihr zu machen.

Obwohl gar nicht viele Kinder am Eröffnungstag in der Ausstellung sind, ist es laut. "Lärm gehört zum Experimentieren dazu", sagt Rothfuß. Ganz still hingegen ist das Exponat, das Lizzi schon wieder für sich entdeckt hat. "Das ist ja cool. Hier zeigen die, wie Wellen entstehen. Und die Farbe ist so schön", sagt die Grundschülerin und guckt mit leuchtenden Augen in das türkise Wasser des Wellensimulators. Doch nach kurzen Überlegungen, ob sich so ein Becken auch in ihrem Zimmer gut machen würde, ist sie auch schon wieder weiter.

Mathe ist ihr Lieblingsfach an der Grundschule Kirchendeller Weg in Mettmann. Mit kniffligen Fragen kennt sie sich also aus. Wenn die Heldinnen aus ihren Hörspielen schwierige Fälle lösen, rät sie immer mit. Darum liegt es auch nah, das Lizzi das Puzzel am Ende der Ausstellung für sich entdeckt hat. "Aus den beiden Teilen muss man eine Pyramide bauen", hat sie blitzschnell erkannt und legt auch gleich los.

Fünf Minuten später: "Das geht gar nicht!" Doch Rothfuß ist gleich zur Stelle und zeigt ihr, wie sie die Teile aneinander legen muss. "Dieses Experiment ist auch gemein, weil man zuerst denkt, ein zweiteiliges Puzzle wäre einfach", sagt Rothfuß.

Nach einer Stunde hat Lizzi alles angefasst, ausprobiert und zusammengesetzt. Ihr Fazit: "Am allerallleralllerbesten ist das Pendel!" Und empfehlen wird sie die Ausstellung auch. "Ich werden meinen Freundinnen sagen, dass sie mal hier hingehen sollen." Auf dem Weg zum Ausgang hält sie noch einmal an ihrem Lieblingsexponat und stößt die Kugeln ein letztes Mal an. Klick-klack-klick-klack...

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