Wirt der Aprather Mühle hat für jeden Gast ein nettes Wort parat

Jochen Pütz (73) begrüßte in seinem Ausflugslokal auch schon zwei Bundespräsidenten.

Wirt der Aprather Mühle hat für jeden Gast ein nettes Wort parat
Foto: Mikko Schümmelfelder

Wülfrath. Es gibt den ganz normalen Kneipenwirt. Und es gibt Jochen Pütz. Mal abgesehen davon, dass der 73-Jährige nicht in der Eckkneipe hinterm Tresen steht, sondern in einem Ausflugslokal: Der Mann ist einfach ein Unikum. Und das wissen augenscheinlich auch die vielen Stammgäste in seiner „Aprather Mühle“. Kaum sitzt man dort am Tisch, wird man nicht nur gut bedient, sondern dazu auch noch bestens unterhalten. Pütz hat für jeden Gast ein nettes Wort parat, plaudert einfach drauflos. Langweilig wird es mit ihm nie. Ganz obenan: Der Tag, an dem plötzlich Bundespräsident Christian Wulff mit Kaffeedurst in der Türe stand. Unangemeldet. Und dazu noch umgeben von einer 30-köpfigen Gefolgschaft, zu der Staatssekretäre ebenso gehörten wie Leibwächter. „Da war so viel Polizei draußen. Ich dachte erst, die wollen mich verhaften“, sagt Jochen Pütz

Die Irritationen waren schnell verflogen, und der Wirt widmete sich in aller Seelenruhe dem Kaffee. An Wulffs Ehefrau Bettina erinnert er sich schmunzelnd so: „Hellblaues Kostüm, die hätte ich auch genommen.“ Mit prominentem Besuch hat Pütz übrigens Erfahrung. Auch Johannes Rau war zu Lebzeiten oft bei ihm, um mit Freunden Skat zu spielen. Immer der gleiche Stuhl und telefonisch angemeldet mit den Worten: „Hallo Jochen, ich komme gleich mal vorbei.“

Doch Jochen Pütz kann nicht nur heiter, sondern auch ernst. Er kennt die Lebensgeschichten seiner Stammgäste, und die vertrauen sich ihm an. Ob Krankheiten oder Ehekrisen: Von derlei Nöten hört der Wirt beinahe jeden Tag. Dass ihn das manchmal noch nachts über die Bettdecke läuft, lässt er sich nicht anmerken. Derweil stimmt er lieber mit der Gästeschar ein Ständchen an für Brunhilde, die dort kürzlich ihren Geburtstag feierte und danach mit Tränen der Rührung im Stuhl saß. Zeit zum Verschnaufen bleibt kaum, die „Aprather Mühle“ kennt keinen Ruhetag. „Ich mach das jetzt seit 14 Jahren. Da bleibt nicht viel Zeit fürs Privatleben“, bedauert der Wirt, der aber nichts lieber tun würde als das. Jeden Mittag, manchmal mit Pfeife in der Hand — und immer gut gelaunt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort