Wilhelmstraße: Wer zahlt für den Problem-Kanal?

Abseits des Hauptkanals lockt ein altes Gewölbe Ratten an. Das Sanieren würde aber 2,5 Millionen Euro kosten.

Wilhelmstraße: Wer zahlt für den Problem-Kanal?
Foto: S. Arend

Wülfrath. Entwässerungs-Fachmann Reinhard Fritsch vom Tiefbauamt ist verblüfft von dem Abwassersystem, das unter der Wilhelmstraße schlummert. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich war überrascht, dass das überhaupt noch in Deutschland existiert“, sagt er.

Das Abwassergewölbe an das die Häuser mit den Nummern 95 bis 129 an der Wilhelmstraße angeschlossen sind, ist in der Stadt einzigartig. Nach den Erkenntnissen, die Fritsch jetzt mit seinem Bericht über die Umsetzung des Abwasserbeseitigungskonzeptes problematisiert, sind diese Häuser nicht an den Hauptkanal angeschlossen, sondern leiten ihr Wasser in einen unterirdischen Bach, der mit heutigen Anforderungen an Abwassertechnik nichts gemein hat.

Fritsch schätzt, dass es sich um ein Jahrhunderte altes System handelt — „einen Bachlauf, auf den man irgendwann einen Deckel gesetzt hat“.

Was das für Auswirkungen hat, schildert Fritsch: Dadurch, dass ein Bach Wasser nicht so schnell leitet, wie ein richtiger Kanal, komme es in dem Gewölbe zu Verfaulungsprozessen. „Ratten lieben das“, sagt der Fachmann. So soll es bereits vor Ort ein Problem mit den Nagern geben. Ein Blick in den Problemkanal verheißt nichts Gutes: „Da unten ist das Wasser schwarz.“

Die Sanierung des Gewölbes, das zwischen Düsseler und Südstraße verläuft, ist Teil des Abwasserbeseitigungskonzeptes — einer Liste von Maßnahmen, die die Stadt zwischen 2014 und 2019 abarbeiten will. Dieser „Problemkanal“ ist wohl finanziell der heikelste Punkt. Fritsch hat ausgerechnet: „Eine Sanierung der rund 220 Meter langen Strecke würde nach Schätzungen bis zu 2,5 Millionen Euro kosten.“

Eine Alternative wäre der Anschluss der betroffenen Häuser an den Hauptkanal. Über diese Maßnahme wären die Anwohner wahrscheinlich wenig erfreut. Der Verwaltungsmann schätzt grob, dass Kosten in Höhe von 10 000 bis 20 000 Euro auf die Haushalte zukommen würden. Aber: „Man muss das jetzt angehen, das kann nicht weiter ignoriert werden.“

Eine spannende Frage könnte werden, ob das altertümliche Konstrukt offiziell als Bach oder als Kanal gilt. „Bei einem Bach wären die Anlieger gezwungen, mit einem Anschluss an den Hauptkanal nachzubessern.“ Zurzeit prüft die Verwaltung, ob es vielleicht noch eine alternative Sanierungslösung gibt.

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