Verein verreist mit hilfsbedürftigen Kindern

Ob Süddeutschland oder auf dem Bauernhof in der Nähe: Wer nicht mit den Eltern in den Urlaub fahren kann, ist bei „Kids on Tour“ richtig.

Verein verreist mit hilfsbedürftigen Kindern
Foto: C. Scholz

Wülfrath. Die Idee ist, könnte man sagen, am Küchentisch entstanden. Weihnachten vor zwölf Jahren. Angelika Tachs Enkelin Nike, damals noch sechs Jahre alt, war überfordert von all den Geschenken, die sie bekommen hatte. „Oma, was bekommen denn arme Kinder zu Weihnachten?“, hatte sie gefragt — und wollte etwas abgeben. Doch das war gar nicht so einfach. Denn: Kinderheime und andere Initiativen durften die Geschenke nicht so einfach annehmen. Die Lösung: selbst aktiv werden.

So gründete Angelika Tach mit ihrer Tochter Tanja „Kids on Tour“. Anfangs noch als Untergruppe des Roten Kreuzes, ist die Initiative seit 2014 ein eingetragener Verein. Gemeinsam organisieren die Mitglieder und Betreuer jeden Monat Ausflüge für Kinder von Alleinerziehenden, von Eltern, die krank sind oder die sich selbst einfach keine Ausflüge leisten können. Das kann — wie vergangene Woche — ein Besuch bei einem Wuppertaler Bäcker sein, der den Kindern sein Handwerk erklärt und sie auch selbst mal rühren, kneten und formen lässt. Ein Besuch auf einem Neusser Kinderbauernhof mit Geocaching und Lagerfeuer, wie es kommendes Wochenende geplant ist, oder eine Woche Jugendherberge auf Rügen. „Diese Woche ist jedes Jahr das Highlight für die Kinder“, sagt Angelika Tach. Alle Aktionen sind vollständig aus Spenden finanziert. Sowohl Geldspenden als auch persönliche Beiträge.

Das Busunternehmen Klimmek etwa ist seit Beginn dabei und fährt die Kinder, wohin die geplanten Ausflüge sie eben bringen sollen. Inhaber Alexander Klimmek ist auch selbst immer als Betreuer dabei. Davon gibt es etwa zehn, die die Kinder begleiten und unterwegs versorgen.

Vieles funktioniert ohnehin über Kontakte. Durch eigene Urlaube haben Angelika und Tanja Tach Ansprechpartner in Süddeutschland, durch Medienberichte mache die Initiative zudem auf sich aufmerksam. So komme es auch vor, dass Spender auf sie zukommen und Geld, kostenlose Aufenthalte oder Eintritte beisteuern. Immer mit dabei: Benjamin und Nike, die beiden Kinder von Tanja Tach. Nike ist mittlerweile 17, Benjamin elf Jahre alt, und beide sind zu einer Art Ansprechpartner für die anderen Kinder geworden.

Dabei lief es nicht immer so gut. Vor knapp zwei Jahren waren Mutter und Tochter kurz davor, aufzuhören. „Es kamen nur wenige Spenden rein, das Angesparte war aufgebraucht“, sagt Angelika Tach. Da alle Betreuer und Mitglieder selbst berufstätig sind und ihr Engagement ehrenamtlich, wurde es schwierig, die Aktionen aufrecht zu erhalten. Da merkten die beiden auch, wie wichtig es ist, die Spender zu informieren, sie auf dem laufenden zu halten und von sich hören zu lassen. Im Moment suchen sie wieder mehr Kinder, die mitfahren möchten. „Manche Eltern trauen sich nicht so richtig, ihre Kinder anzumelden“, sagt Tanja Tach. Vielleicht aus Scham? Mittlerweile seien viele Kinder nur schon fast zu alt, noch mitzufahren. Denn die Aktionen richten sich an Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren.

Die Tachs wollen die Aktionen aber unbedingt weiterführen. „Es ist schön zu sehen, wie auch kontaktarme Kinder bei den Ausflügen Freundschaften schließen“, sagt Angelika Tach. Und man ihnen anmerke, dass sie hier auch mal den, vielleicht oft auch schwierigen, Alltag für einen Tag vergessen können.

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