Unterwegs mit einem mobilen Kraftwerk

Wülfrather Medienkünstler erhält in Südkorea den Umweltpreis „Green World Award“.

Unterwegs mit einem mobilen Kraftwerk
Foto: Fleiter

Wülfrath. „Es ist meine Obsession, Elektrizität in die Gesellschaft zu tragen“, beschreibt Sebastian Fleiter sich selbst. Seit fast zehn Jahren beschäftigt sich der Medienkünstler mit den Themen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien, sein „Electric Hotel“ ist die wohl berühmteste Auskopplung aus seinem Ideen-Pool. Jetzt wurde der 45-Jährige in Seoul, Südkorea, mit einem Globus aus grünem Kristall namens Green World Award ausgezeichnet. Er gilt als einer der wichtigsten Umweltpreise überhaupt.

„Die Auszeichnung ist großartig“, freut sich Sebastian Fleiter über die erneute hochoffizielle Wertschätzung. Zuletzt wurde er in London mit dem Green Apple Award gekürt. „Nach all den Jahren ist es eine schöne Bestätigung, dass das Thema nicht nur meine Herzblut-Angelegenheit ist. Ich hatte mich ja anfangs zwischen alle Stühle gesetzt.“ Sein grundsätzliches Konzept ist die alternative Art der Stromerzeugung. Beim Besuch eines Musikfestivals fiel dem gebürtige Hanseaten, der in Wülfrath groß wurde, auf: „Es gibt viel zu essen, viel zu trinken, aber Steckdosen, um die Mobilfunkgeräte aufzuladen, sind selten und begehrt.“ Also fing der Künstler an „rumzuspinnen, wie sich dort, wo keine Stromleitung ist, Strom erzeugen lässt“. Die Lösung war ein mobiles Kraftwerk in Form eines ausrangierten Busses. Der wurde mit Windkraft- und Solaranlage ausgestattet, hochglanzpoliert und cool gestaltet und ergab so etwas wie eine elektrische Insel. Als sogenannter Pedalritter oder per Handkurbel konnte außerdem Strom erzeugt werden.

Als „ökonomisch-künstlerisches Gesamtkunstwerk“, wie Volkswirtschaftler Günter Faltin lobt, entstand der Prototyp, der Furore machte - und seither für Großveranstaltungen aller Art buchbar ist. „Das ist wie eine Currywurstbude“, beschreibt der Erfinder, „Am Ende funktioniert die Idee übers Image.“ Einen Euro entrichten die Nutzer, um Handy & Co. aufladen zu können. „Das Geld geht in eine Stiftung.“ Was auf kleiner Flamme begann, hat sich spektakulär weiterentwickelt. „Wichtig ist mir dabei der spielerische Umgang. Ich will nichts mit erhobenen Zeigefinger machen, will nicht dozieren oder lang erklären.“ Letztlich sei es wichtiger, die „Leute einzuladen, mitzumachen“. Und das funktioniert, oft mit Überraschungseffekten. Weil (auch) auf Spielplätzen Strom Mangelware ist, manche Eltern aber auch hier elektrische Geräte nutzen wollen, entwickelte der findige Fleiter ein hübsches Karussell - mit Aufladestation. Während die Kleinen Kraft ihrer Beinarbeit den Schwung zum im-Kreis-Fahren nutzen, wird parallel Strom erzeugt. „Mit so etwas hat keiner gerechnet.“

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