Überlebt wie durch ein Wunder

Ein neues Buch beschreibt den Absturz von britischen Soldaten über Velbert im Zweiten Weltkrieg.

Velbert. Samstag, 4. November 1944: Auf dem Rückflug von einem Angriff auf das Ruhrgebiet wird ein Halifax-Bomber der Royal Australian Air Force (RAAF) nahe Neviges von der Flak getroffen. Vier der sieben Besatzungsmitglieder können mit dem Fallschirm abspringen, bevor die Maschine über Windrath explodiert. Pilot, Bordschütze und der einzige Brite an Bord, Bord-Ingenieur Sergeant Harry Knott, werden aus dem Flugzeug geschleudert, das Augenblicke später unweit des Schepershofs zerschellt. Die drei sind die wie durch ein Wunder einzigen, die das Unglück überleben.

70 Jahre später ist Knotts Tochter Teresa Church und sein Neffe Paul Knott zu Besuch in Velbert. Anlass ist die Vorstellung eines Buches, das vier ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesamtes für Bodendenkmalpflege herausgegeben haben.

„Abgestürzt“ behandelt die Geschichte von fünf Halifax-Bombern, die binnen weniger Monate im Umkreis von nur zehn Kilometern in Neviges, Voßnacken, Langenberg, Mettmann und Wuppertal niedergingen. Helmut Grau und seine Co-Autoren haben innerhalb von 20 Monaten nicht nur Hunderte von Flugzeugteilen ausgegraben, gereinigt und identifiziert, es gelang ihnen auch, die Schicksale der 35 Besatzungsmitglieder, die aus allen Ecken des Britischen Commonwealth stammen und von denen einige ihren Absturz überlebt hatten, nachzuzeichnen — nicht zuletzt dank der großen Bereitschaft der Angehörigen, das Team bei seinen Nachforschungen, die von Kanada über Südafrika bis Indochina reichten, zu unterstützen.

Zum Crash in Windrath konnte Co-Autor Jürgen Lohbeck zudem einige Zeitzeugen ausfindig machen, so dass die Geschichte der Flieger, die in den Annalen der Stadt nicht auffindbar war, ermittelt werden konnte. So hat wenigstens einer der vier zuerst Gesprungenen die Landung überlebt und wurde schwer verletzt zum Krankenhaus transportiert. Dort kam er tot an: „Es gibt zwar keine Beweise, aber eine Reihe von Indizien, dass er von einem NS-Funktionär erschossen wurde“, sagt Grau.

Pilot und Bordschütze überlebten und wurden wie Knott auf der Flucht Richtung Westen gefangen genommen. Der Brite habe später keinen Groll gegen die Deutschen gehegt, sagt sein Neffe, habe vielmehr oft in Deutschland Urlaub gemacht. Im Herbst wird Paul Knott mit etwa zwanzig Mitgliedern seiner Familie nach Neviges zurückkehren: Am 8. November wird man mit einem zweisprachigen Gottesdienst für Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung in der evangelischen Stadtkirche jenes Tages im November 1944 gedenken.

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