Technische Betriebe sorgen für sichere Krötenwanderung

Die Technischen Betriebe haben den Durchgang freigespült und Zäune errichtet.

Velbert-Neviges. Wenn die Temperaturen wieder steigen, machen sie sich auf zu ihren Laichplätzen: Wo immer Kröten, Molche und Frösche einst ihre Kinderstube hatten, zieht es sie nun hin, um selber für Nachwuchs zu sorgen. Als tödliche Barrieren erweisen sich indessen die Straßen, die die Amphibien auf dem Weg zum Teich ihrer Wahl kreuzen müssen.

Wo die großen Wanderrouten auf Asphalt treffen, halten daher Fangzäune die Kaltblüter davon ab, von Autoreifen geplättet zu werden. Zudem sollen zeitweise Geschwindigkeitsbeschränkungen und Fahrverbote die Straßen für Kröte und Co. sicherer machen.

Um einiges ungefährlicher geht es zum Beispiel an der Deilbachstraße zu: Hier leiten drei Krötentunnel die Amphibien unter der Fahrbahn hindurch zum Teich hinter der Gaststätte „Schmahl am Schmalen“.

Damit die u-förmigen, mit Gitterrosten abgedeckten Rinnen für die liebestrunkenen Tierchen passierbar sind, ist gestern der Spülsaugwagen der Technischen Betriebe (TBV) ausgerückt.

Mit bis zu 17 Kubikmeter Wasser an Bord ist das orangefarbene Ungetüm ansonsten im Stadtgebiet unterwegs, um Kanäle und Wassereinläufe zu reinigen, doch zwei Mal im Jahr befreit die eingebaute Hochdruckpumpe die unterirdischen Krötenpfade von Dreck und Schmutz, erläutert Nicole Fangmann, bei den TBV für den Gewässerschutz zuständig.

Dazu führt Mitarbeiter Joachim Pagel das Schlauchende mit Spülkopf in die Röhre, dann betätigt sein Kollege Robert Kolar die Fernbedienung: Bei bis zu hundert Bar Wasserdruck an den Düsen spritzt der Dreck nur so aus dem Gitterrost.

Zeitgleich ist Robert Scheuß vom Kreisbauhof mit vier jungen Helfern, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolvieren, damit beschäftigt, Krötenzäune zu ziehen, die die vom Deilbach kommenden Amphibien in die Tunnel leiten sollen. Zuvor hat die Truppe an der Bleibergquelle und bei Haus Pax Zäune gesetzt.

Etwa zwei Kilometer sogenanntes „Krötenleitwerk“ installiert Schleuß in jeder Saison: „Das meiste steht in Velbert.“ Seine FÖJ-ler sind mit großem Eifer bei der Sache — Krötenzäune setzen ist nur eine der mannigfaltigen Aufgaben, die sie bei Schleuß, der im Kreisbauhof für die Biotoppflege zuständig ist, übernommen haben.

Krötentunnel sind indessen eher die Ausnahme, in der Regel werden die Tiere zu Eimern geführt und jeden Abend von Helfern des Naturschutzbunds (Nabu) eingesammelt: „Wir zählen und bestimmen sie, anschließend bringen wir sie zu ihren Laichgewässern“, erläutert Frank Todt, Stadtbeauftragter der Nabu-Kreisgruppe Mettmann.

Seine freiwilligen Helfer sind jetzt jeden Abend an Deilbach- und Bleibergstraße, aber auch am Herminghauspark, im Hefel und im Langenhorst unterwegs. Neben einigen Fröschen und Molchen finden sie vor allem Erdkröten — allein 3500 gibt es im Deilbachtal: „Das ist die größte Population in Niederberg“, so Todt.

Der Wetterumschwung — Temperaturen bis zu zehn Grad, dazu leichter Regen — bringt derzeit die Amphibien richtig in Fahrt. Im günstigsten Fall ist der Liebesrausch der Kröten nach einer Woche vorbei, spielt das Wetter nicht mit, können es auch fünf Wochen werden, so der Fachmann, der sich über weitere Helfer freuen würde.

Währenddessen ist die TBV-Truppe mit der Reinigung der Tunnel in der Deilbachstraße fertig. Die 1995 installierten Röhren sind neben drei weiteren Am Wasserfall die einzigen in der Stadt, bedauert Fangmann, die sich zum Beispiel auch an der Mettmanner Straße eine Querungshilfe wünscht: „Da war vorgestern Abend die Fahrbahn voll mit Amphibien-Leichen.“

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