"Tag der Umarmung": Einmal kuscheln, bitte

Zum dritten Mal lädt Vera Brings, Inhaberin des Service Centers, zum „Tag der Umarmung“ ein.

Neviges. In der dunklen Jahreszeit, besonders im Advent, darf es ruhig auch mal etwas gemütlicher zugehen. So richtig kuschelig wird es am Samstag vor dem ersten Advent allerdings im Service Center Neviges im oberen Teil der Fußgängerzone: Inhaberin Vera Brings lädt ihre Kunden, aber auch Passanten zum „Tag der Umarmung“ ein. Am 26. November findet er bereits zum dritten Mal statt — „ist also schon eine kleine Tradition“, schmunzelt sie.

„Die beiden früheren Tage der Umarmung sind so gut angenommen worden, dass ich das weitermachen will“, sagt Brings. Jeder Kunde, der das Bedürfnis und den Wunsch hat, kann sich dann in dem Lädchen an der Elberfelder Straße eine Umarmung „abholen“ und drücken lassen. Niemand werde gezwungen, alles sei völlig freiwillig, betont Brings.

Auf die Idee gekommen sei sie vor ein paar Jahren durch eine solche Aktion in Köln, die wiederum durch den Australier Juan Mann inspiriert worden war. Der hatte sich 2004 in Sydney in die Fußgängerzone gestellt, per Schild Umarmungen angeboten und schnell Kultstatus erreicht.

Wie ungewöhnlich und geradezu exotisch diese Aktion hierzulande noch ist, konnte Vera Brings an den Reaktionen ablesen: „Wie krank seid ihr denn?“ oder „Habt ihr sie denn noch alle?“ seien häufige Fragen gewesen.

Ein Postfahrer, der regelmäßig Briefe und Päckchen in der Serviceagentur abholt, habe sogar gesagt: „Bleibt mir weg mit dem Teufelszeug.“ Manche Kunden blieben auch bewusst dem Geschäft fern und kündigen das auch an: An dem „komischen Kuscheltag“ werde sie nicht kommen, habe ihr eine Dame gesagt. Tags darauf hätte sie jedoch eine Tafel Schokolade mitgebracht und die Mitarbeiter beschenkt.

Die Mehrheit der Kunden hat aber nichts gegen das Kuscheln mit Ansage. Vera Brings: „Mancher kommt auch nur rein, um sich eine Umarmung abzuholen. Und einmal habe sie eine ältere Dame bemerkt, die im Halbstundenabstand dreimal zum Umarmen gekommen sei.

„Es ist traurig: Aber manchmal sind das die einzigen zärtlichen Kontakte, die alte Leute noch haben.“ Eine Kundin habe es auf den Punkt gebacht und gesagt: „Das habe ich so gebraucht.“

Brings hat festgestellt, dass sich vor allem die Altersgruppe der 30- bis 60-Jährigen mit den Umarmungen durch Fremde schwer tun. Bei den Jüngeren und Älteren sei es weiter verbreitet.

Ihre Mitarbeiterinnen haben ein differenziertes Verhältnis zu dem Aktionstag. Marianne Franz war beim ersten Mal skeptisch und ablehnend, beim zweiten Mal sei sie aufgetaut, inzwischen bekennt sie: „Das macht richtig Spaß.“

Allerdings will sie selbst bestimmen, wen sie umarmt. Das sehen auch ihre Kolleginnen Sabrina Busch und Freya Pfohl so. „Je nachdem, wer da vor einem steht“, sagt Busch. Hinter der Ladentheke an der Kasse ist übrigens kuschelfreie Zone.

Der Tag der Umarmung war bisher noch tagelang Gesprächsthema im Dorf. Brings hofft, dass das jetzt wieder so sein wird — und auch Nachahmer findet. „Mein Traum wäre ein Tag der Umarmung in ganz Neviges.“

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