Straßen werden nicht umbenannt

An den drei Schildern mit den Namen der Schriftsteller Agnes Miegel, Ina Seidel und Hermann Stehr werden Hinweise als Zusatz angebracht.

Straßen werden nicht umbenannt
Foto: Ulrich Bangert

Neviges. Die einen wird es freuen, weil ihnen eine Menge Lauferei und Kosten erspart bleiben, die anderen wird es ärgern, weil mit drei Straßennamen weiterhin an Menschen erinnert wird, weil sie die Ideologie der Nationalsozialisten verherrlichten. Am Dienstag entschied sich der Bezirksausschuss Neviges mit elf Stimmen gegen eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Weg, Ina-Seidel-Weg und Hermann-Stehr-Weg.

In der vorausgegangenen Debatte hielt es Ulrich Weber von Piratenpartei für geboten, dass an den Straßenschildern keine Wallfahrtsstätte für Menschen mit brauner Gesinnung geschaffen wird. „Diese Namen wollen wir nicht haben, allein schon aus Achtung vor den Opfern der KZs“, lautet die Forderung der Linken, vorgetragen durch Jörg Möller.

Ratsmitglied August-Friedrich Tonscheid von Velbert anders hatte Flyer in den Briefkästen der Bewohner der betroffenen Straßen verteilt.“Alle haben gesagt, wir wollen keine Umbenennung. Ich habe unerwartet viele Rückmeldungen per Mail erhalten, keiner war für eine Umbenennung. Ein Großteil meinte, ob wir nichts Anderes zu tun hätten.“ Außerdem erinnerte er daran, dass der Beschluss zur Namensänderung vor vier Jahren nicht rechtens war, weil der der Ausschuss nicht die Kompetenz hatte, zu beschließen, dass die Stadt für die Kosten von Änderungen der Personalpapiere übernimmt.

Zuvor hatte Gerno Böll von der Verwaltung klargestellt, dass die Bürger neue Ausweise grundsätzlich selber zahlen. „Unbestreitbar hatten diese drei Personen eine positive Einstellung zur NSDAP und zum Führer, aber hatten das Millionen andere Deutsche nicht auch? Man sollte es sich nicht so leicht machen“, gab Tonscheid zu bedenken und verwies darauf, dass eine der Drei mit der höchsten Auszeichnung der Bundesrepublik bedacht wurde. Marlies Ammann (CDU) erinnerte daran, dass diese Siedlung nach dem Krieg für Flüchtlinge aus Osten gebaut wurden. „Man hatte damals bekannte Namen aus diesen Gegenden gewählt, damit die neuen Bewohner sich dort wohlfühlen.“

Esther Kanschat von den Grünen trat klar für die Umbenennung ein: „Es kann nicht sein, dass wir diese Leute mit Benennung einer Straße ehren.“ Die SPD hatte sich vor einigen Tagen in den betroffenen Straßen umgehört. „Die Menschen vor Ort wollen die Namen behalten“, hatte Matthias Gohr dabei erfahren und musste feststellen, dass einigen Anwohnern die Namensgeber überhaupt nicht bekannt waren. „Ich denke, man sollte mit erklärenden Zusatzschildern auf die Rolle dieser Schriftsteller hinweisen.“ August-Friedrich Thonscheid von Velbert anders hielt nichts von „Untertiteln“ und warf die Frage in den Raum: „Was bringt denn so ein Schild?“ Schließlich entschied sich das Gremium mit acht Jastimmen, sechs Gegenstimmen und einer Enthaltung für die Anbringung der ergänzenden Erläuterungen an die bestehenden Schilder.

Keinen Streit gab es um die Benennung einer neuen Straße, die im Baugebiet Obere Hügelstraße entsteht. Die Verwaltung brachte den Vorschlag „Zum Lohsiepen“, ein Verweis auf den in der Nähe verlaufenden Bach. „Lasst uns das doch einfach auf „Lohsiepen“ abändern, bei uns in Neviges heißt sonst alles „Zum“ oder „Auf“. Dem Vorschlag wurde einstimmig gefolgt.

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