So leben wir 2020 mit den Flüchtlingen

Pfarrer Thomas Rehrmann schreibt für die WZ über seine Zukunftsvision von Wülfrath: von rockigem Gottesdienst und syrischem Imbiss.

So leben wir 2020 mit den Flüchtlingen
Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Die gute Nachricht ist: Wir können die Pfarrstellen halten. Zwei Pfarrer verrichten im Jahr 2020 weiterhin ihren Dienst in der evangelisch-reformierten Gemeinde. Aber das wird nicht ewig bleiben können, schon finden Gespräche mit Nachbargemeinden über Kooperationen statt. Die Stadtkirche erstrahlt in neuem Glanz. Die großen Bleiglasscheiben wurden in einer aufwendigen Restaurierung ausgetauscht, generalüberholt, gereinigt und liebevoll wieder eingesetzt.

So leben wir 2020 mit den Flüchtlingen
Foto: simba

Auch im Inneren hat sich einiges getan. Die Sitzbänke aus den 50er Jahren sind einer flexiblen Bestuhlung gewichen und bieten der Gottesdienstgemeinde vielfältige Möglichkeiten die Kirche zu nutzen. Ein Highlight in der Gottesdienstlandschaft: Ein rockiger Jugendgottesdienst, geleitet von der Jugenddiakonin der Gemeinde, lädt regelmäßig junge Besucher zu ihrer ganz eigenen Form der Gottesdienstfeier.

Auch am Gemeindehaus Am Pütt hat sich einiges getan. Das mittlerweile in die Tage gekommene Gemeindehaus ist dem Bagger zum Opfer gefallen. Es musste einem kleineren, aber den Bedürfnissen der Gemeinde angepassten Gemeindezentrum weichen.

Das Café International, das jahrelang ein Treffpunkt für viele Flüchtlinge der Stadt war, ist aus den Räumlichkeiten an der Kastanienallee mitten in die Fußgängerzone gezogen. Es ist für viele Wülfrather und Neubürger eine multikulturelle Begegnungsstätte, in der nicht nur tagsüber internationales Flair herrscht, sondern das in den Abendstunden Möglichkeiten bietet, Kultur aus vielen Ländern zu erleben. Syrische Musik, Tänze aus dem Kongo und Literatur aus Irak und Afghanistan erfreuen nicht nur die Neu-Zugezogenen, sondern auch viele Alteingesessene.

Die anerkannten Flüchtlinge sind längst in Wülfrath integriert und ein fester Bestandteil in vielen Vereinen und auf dem Wülfrather Arbeitsmarkt geworden. Schon längst kein Geheimtipp mehr ist der syrische Imbiss, der am Heumarkt eröffnet hat: Leckere Falaffelbällchen, im siedendem Öl frisch frittiert, mit Humus und orientalischen Saucen verfeinert, im duftenden Brot serviert — wie im vorderen Orient. Vor allen durch die gelungene Integration der Flüchtlinge ist Wülfrath eine offene und kulturell-lebendige Stadt geblieben.

Nachdem sich die Gemeinde in den Vorjahren von der Hälfte ihrer Gotteshäuser trennen musste, blieben die anderen beiden Kirchen ein zentraler Bestandteil des kirchlichen Lebens. Neben der altehrwürdigen Stadtkirche ist die Kulturkirche in der Ellenbeek zu dem Ort geworden, in der auf vielfältigste Weise Gottesdienste gefeiert werden.

Die Kulturkirche ist ein fester Bestandteil in der Kulturszene der Stadt geworden; feine Kulturveranstaltungen, besondere Kulturgottesdienste und viele andere ganz besonderere Abendveranstaltung in den lauen Sommernächten im Hof der Kirche, hat sie über die Stadtgrenzen bekannt gemacht.

Generell hat der Stadtteil Ellenbeek einen Wandel erfahren. Da das große Ladenlokal auf dem Roten Platz noch immer leer stand, haben Initiativen aus der Ellenbeek dieses mit Leben gefüllt. Die Räumlichkeiten werden nun von Stadtteilvereinen selber genutzt: Neben einer Tauschbörse, einem großen Repair-Cafe wird dort das Gemüse angeboten, dass von den Gemüsebeeten — vom Roten Platz und aus kleinen Gemeinschaftsgärten überall im Stadtteil — geerntet wurde. Generell ist urban-gardening (städtisches Gärtnern) in der Stadt und in allen Stadtteilen zum Trend geworden. Impulsgeber waren die Beete des Generationenspielplatzes in den Banden.

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