Sie gibt Neviges eine Chance

Während andere schließen, eröffnet Gudrun Rudolf einen eigenen Laden in der Fußgängerzone. Es war ihr Traum.

Sie gibt Neviges eine Chance
Foto: Ulrich Bangert

Neviges. Das Schild mit den bunten Buchstaben lockt in einen Bereich der Fußgängerzone, den eigentlich kaum ein Passant noch gerne durchläuft: die Citypassage. Durch dieses Relikt aus dem Jahr 1972 zieht seit dem Wegzug von Rossmann höchstens noch der Wind. Jetzt gibt es plötzlich in der einstigen Einkaufshöhle wieder einen Anlaufpunkt. Gudrun Rudolf hat vor einer Woche „Nele’s Kinderland“ ins Leben gerufen.

„Es war schon immer mein Wunsch, einmal ein eigenes Geschäft zu eröffnen“, sagt die 65-Jährige. In ihrem ersten Arbeitsleben war Rudolf Kinderkrankenschwester. Nachdem sie frühzeitig in den Ruhestand gegangen war, suchte sie eine neue Aufgabe. „Überhaupt nichts mehr machen — das ist nicht so mein Ding“, sagt sie.

Als sie erfuhr, dass das Ladenlokal in Neviges leer steht, schlug sie spontan zu. Sehr spontan. Im Januar befasste sich die Heiligenhauserin ernsthaft mit der Idee, einen Monat später stand sie schon im Laden. „In nur 14 Tagen habe ich das Gewerbe angemeldet“, berichtet die Rudolf. Eine Bekannte aus Heiligenhaus half ihr mit der Bestückung des Ladens aus. Jetzt hängt dort neue Kinderkleidung und Secondhandware. Neuerdings gibt es auch eine Ecke mit Spielen, nachdem die Inhaberin von Kunden darauf angesprochen wurde.

Dass es in der Fußgängerzone auch mal sehr ruhig sein kann, wenn nicht gerade am Donnerstag der Wochenmarkt die City belebt, wusste Rudolf schon. „Ich habe hier schon mal in einem Laden ausgeholfen“, sagt die 65-Jährige. „Den gibt es aber nicht mehr.“

Ob es sie sorgt, dass sich im kommenden Monat auch Rewe aus der Nevigeser Innenstadt zurückziehen wird? „Ich finde das sehr schade. Gerade für die älteren Leute“, sagt sie. Was das für ihren Laden bedeutet, da will sie keine Prognose machen. Sie hofft darauf, dass die Kunden eben gezielt kommen, wenn sie Kinderkleidung kaufen möchten.

Auf ein flexibles Publikum sind auch die Öffnungszeiten ausgelegt: Im Laden steht Gudrun Rudolf nur am Dienstag, Donnerstag und Samstag. „Ich lasse mich überraschen, wie das läuft“, sagt sie. Klappt’s nicht mit dem Laden, sei das aus ihrer Sicht keine Katastrophe. Mit dem Vermieter sei geklärt, dass ein schneller Ausstieg aus dem Vertrag jederzeit möglich ist. Helmut Wulfhorst von der Werbegemeinschaft sieht die Neueröffnung mit gemischten Gefühlen. Klar freue er sich über jeden neuen Laden, nur hätte er lieber ein Geschäft gesehen, dass jeden Tag öffnet. „Das ist leider kein Frequenzbringer“, glaubt er.

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