Segelschiffe verschönern jetzt Bauzaun

Szenen aus dem Film „Fluch der Karibik“ dienen als Inspiration für die Gestaltung des Bauzauns am ehemaligen Rathaus. Tim Hoffmann hat die Grafitti gesprüht.

Segelschiffe verschönern jetzt Bauzaun
Foto: Ulrich Bangert

Neviges. Am Wochenende sind zwei Segelschiffe in der Altstadt aufgetaucht: Sie zieren den Bauzaun, der die Großbaustelle am ehemaligen Rathaus und der ehemaligen Post umgibt. Der Grafitti-Künstler Tim Hoffmann und einige Kollegen haben dort unter anderem eine Szene aus dem Film „Fluch der Karibik“ aufs Holz gesprüht.

Tim Hoffmann, Grafitti-Künstler

Der Nevigeser hatte eine Anfrage des Investors André Grimmert erhalten, ob er nicht mit Spraydosen tätig werden könnte. Er hatte bereits vor drei Jahren eine lange Mauer an der Lohbachstraße in der Nähe zum Busbahnhof mit dem Schriftzug „Wallfahrtsort Neviges“ optisch aufgewertet.

Schon im Alter von 14 Jahren kam der heute 32-jährige durch Essener Graffiti-Aktivisten mit dem Sprühen in Kontakt. „Wir haben dort meistens nachts gearbeitet“, umschreibt er die damalige Illegalität. Das ist lange vorbei, heute erhält der Künstler gelegentlich Aufträge, um hässliche Mauern oder langweilige Garagentore aufzuhübschen.

Bevor bunte Nebel an dem Bauzaun an der Tönisheider Straße versprüht werden konnten, wurde mit schwarzer Farbe grundiert. Dabei verschwanden die Malereien der Grundschüler von der Ansembourgallee, was Tim Hoffmann leid tut, aber er wusste davon nichts. Außerdem ließ sich die Kunstaktion nicht mehr verschieben, weil alles vorbereitet war. „Ich hatte Unterstützung von Kollegen aus Gladbeck und Wuppertal und sogar aus Mannheim, die über Facebook auf das Projekt aufmerksam geworden sind.“

Zwei Tage arbeitete die Gruppe an den Segelschiffen und ihrem Kapitän, an Totenköpfen Pflanzen und den Styles, den typischen Buchstaben der Graffiti-Darstellung. Mit schwingenden Bewegungen ließen die Sprühkünstler ihre Dosen zischen, inspiriert durch Rap-Musik. Teilweise trugen die Sprayer bei ihrer Tätigkeit Atemmasken, damit Lösungsmittel und Farbe nicht in Lungen geriet.

Es war ganz schön viel Material nötig, um 50 Meter Zaun zu bearbeiten. „Wir haben 150 Sprühdosen im Wert von 600 Euro beschafft“, so Hoffmann, der dabei auf Ware aus dem Fachhandel gesetzt hat. „So etwas gibt es in der Qualität nicht im Baumarkt.“

Bei der Finanzierung wurden die Kreativen durch den Investor, einem Fachgeschäft und einem Nevigeser Gastronomen unterstützt, die zum Dank dafür mit ihren Logos auf dem Holz verewigt wurden. „Dummerweise hatten wir versäumt, den Nachbarn die Aktion anzukündigen. So reagierten sie zunächst zurückhaltend gegenüber uns, bis die kritische Sicht einer gewissen Zustimmung wich“, sagt Tim Hoffmann.

Nach der Fertigstellung des Bauzaunes am ehemaligen Rathaus überlegt er jetzt, ob er nicht an die Stadtverwaltung Velbert herantreten soll: „Die Stadt hat doch das ehemalige Karstadt-/Hertiegebäude gekauft und will es abreißen, das könnte man doch nutzen, um dort übergangsweise Graffitibilder umzusetzen.“

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