Schulentwicklungsplan — eine Entscheidung mit Gewicht

Warum das Papier so relevant ist, obwohl der Rat jeden Punkt erneut beschließen muss.

Neviges. Es wird alles anders. Diese Zukunftsprognose kann Angst machen. Besonders wenn die Entwicklung der nächsten Jahre plötzlich Schwarz auf Weiß in Form einer schriftlichen Empfehlung vorliegt, aus der einmal ein Schulentwicklungsplan (SEP) werden soll. Kein Wunder also, dass die Ergebnisse der von der Gemeindeprüfungsanstalt beauftragten Projektgruppe Biregio für Wirbel unter Rektoren und Eltern gesorgt haben.

Schon bald soll die Politik darüber beraten haben, welche Grundschulstandorte die Stadt aufgibt. Doch was bedeutet diese Entscheidung konkret? Gerno Böll, Leiter des Fachbereichs Bildung, Kultur und Sport, wies im jüngsten Bezirksausschuss (BZA) Neviges darauf hin: „Am Ende steht noch einmal für jede Maßnahme ein gesonderter Beschluss. Der Schulentwicklungsplan ist erst einmal nur die Entscheidungsgrundlage.“

Hat die Diskussion um die Grundschulen daher jetzt noch kein echtes Gewicht? Mitnichten. Die Verwaltung wird ihre Planung nach diesem Rahmen ausrichten. Das veranschaulichte FDP-Fraktionsvorsitzender Thorsten Hilgers: „Wenn wir beschließen, perspektivisch zwei Schulen aufzugeben, wird dort ja nicht mehr investiert.“ Zur Erinnerung: Biregio empfiehlt dem Rat, in Neviges aus derzeit vier Grundschulen, zwei neue Verbünde zu schließen. Dabei würden sich die katholische Sonnenschule und die Regenbogenschule an ihrem jetzigen Standort zusammenschließen und die evangelische Grundschule Neviges sowie die GGS Tönisheider ihre heutigen Standorte aufgeben und 2018 in das Gebäude der Heinrich-Kölver-Realschule (HKS) ziehen.

Ganz konkret wäre etwa die GGS Tönisheide von der Planung betroffen. Denn wie Rektorin Bärbel Emersleben den Fraktionen mitteilte, gibt es bei ihrer Schule enormen Sanierungsbedarf. Folgt die Politik den Biregio-Empfehlungen, wird in Tönisheide bis 2018 wohl nur noch im Notfall nachgebessert.

Noch unmittelbarer sind die Auswirkungen für Velbert-Mitte. Andreas Sauerwein, Fachbereichsleiter des Immobilienservice, weiß um den Sanierungsstau, der Antworten fordert: „Gerade in Mitte gibt es viele Entscheidungen, die sofort anstehen. Daher müsse wir jetzt wissen: Wohin geht die Reise?“

Das soll, wenn es keinen Aufschub gibt, der Rat am 8. Dezember entscheiden. August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders) wunderte sich über das Tempo. Er glaubt: „Da ist noch einiges zu hinterfragen.“ Neben dem schulinternen Zündstoff, den die Zusammenlegung über Konfessionsgrenzen hinweg birgt, ist auch der Standort HKS umstritten. Tonscheid: „Dass das ein gefährlicher Schulweg ist, sollte man einplanen.“ Seine Fraktion reichte einen Fragenkatalog mit 35 Punkten ein.

Es gab auch bei den Schulleitern noch viele ungeklärte Fragen und Sorgen. Die Sonnenschule und die EGS Neviges möchten etwa ihr Konfessionsprofil keinesfalls in einem Verbund verlieren. Der Klärungsbedarf ist enorm. Reicht da die Zeit? Auch wenn der SEP auf dem Papier keine Fakten schafft — er wird das Maß der Dinge.

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