Schafe — die wolligen Rasenmäher

Schäferin Stefanie Lamberti pflegt mit ihren vierbeinigen Freunden eine Obstbaumwiese der Stadt am Tulpenweg. Ein Pilotversuch.

Schafe — die wolligen Rasenmäher
Foto: Janicki

Wülfrath. Sie mähen langsam, aber gründlich. In drei Wochen werden vier namenlose Schafe die 6400 Quadratmeter große Obstbaumwiese hinter dem Wohngebiet Tulpen- und Anemonenweg abgegrast haben. „Kühe und Pferde lassen Stellen stehen, aber Schafe fressen die Wiese gleichmäßig ab“, weiß Schäferin Stefanie Lamberti, die zweimal täglich nach den Tieren sieht.

Was auf dieser Fläche passiert, die die Stadt wegen Bautätigkeit an anderer Stelle als ökologischen Ausgleich schaffen musste, ist ein Pilotversuch. Schäferin Lamberti machte der Stadt dieses willkommene Angebot. Bislang musste der Bauhof in Sachen Grünpflege selber ran. Das Mähen, so Baubetriebshof-Leiter Daniel Hödtke, ist für zwei Personen ein Tagwerk. Da ist die Verwaltung froh, dass die bezahlten Kräfte jetzt eine flauschige Ablöse gefunden haben.

Der städtische Umweltreferent Andreas Bornemann gibt zu, dass die ökologischen Ausgleichsflächen bislang in der Priorisierung der Stadt nicht ganz oben angesiedelt waren. „Wir standen bei den Anwohnern in der Kritik, weil wir die Fläche hier nicht richtig pflegen würden“, sagt Bornemann. Gleichzeitig habe es Nutzungskonflikte gegeben, weil Anwohner — das Areal schließt sich unmittelbar an die Gärten des Wohngebiets an — die Obstwiese wie eine eigene private Fläche nutzten, so Bornemann.

Das ist jetzt nicht mehr möglich. Ein elektrischer Zaun grenzt die neue Schafsheimat ein. Stefanie Lamberti war zunächst um die Reaktion der Anwohner besorgt, doch der erste Austausch am Sonntag war positiv. „Es kamen 20 Kinder mit Eltern und alle waren sehr interessiert“, berichtet die Naturpädagogin, die zur Information der Anwohner Flyer verteilt hat. Zudem hat sie den Kontakt zur Kita Düsseler Tor gesucht, die ab sofort eine Möglichkeit zum Naturunterricht direkt vor der Tür hat.

Wenn die Kooperation funktioniert, könnte sich Bornemann vorstellen, dass Lamberti und die fleißigen Schafe auch an anderen Stellen im Stadtgebiet zum Einsatz kommen. Als konkretes Beispiel nennt er etwa die ökologische Ausgleichsfläche am Ulmenweg. Im Stadtgebiet gibt es rund zehn solcher Flächen, die Natur ersetzen, welche bei Bautätigkeiten eingebüßt wurde. Bei einigen dieser Gebiete kooperiert die Verwaltung bereits mit Landwirten, die sich gegen ein Entgelt um die Pflege der Wiesen kümmern.

In den kommenden Tagen wird der Zaun auf der rund 15 Jahre alten Ausgleichsfläche am Tulpenweg wandern — und mit ihm die Schafe. Lamberti, die am Voisberger Weg in Düssel für 30 Tiere zuständig ist, wird den Vierbeinern in der Zeit den rechten Weg weisen. Und sie gegebenenfalls auch mal befreien. „Die Schafe gehen gerne in die Brombeersträucher hinein, kommen aber wegen ihrer Wolle schlecht wieder heraus“, sagt sie. Noch wird die Fachfrau dabei nicht von ihrem fünf Monate alten Hund Piet unterstützt. „Piet lernt noch, im Moment verbreitet er eher Chaos“, sagt Lamberti über den angehenden Schäfer-Hund, den die Schafe heute noch gar nicht ernst nehmen.

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